Forscher widerlegen einen Teil der Hygienehypothese: Kein Allergieschutz durch frühe Infekte

Säuglinge, die im ersten Lebenshalbjahr eine Infektionskrankheit durchmachen, leiden im Kleinkindalter häufiger als andere Kinder an Neurodermitis. Das berichten Wissenschaftler um Christine Stabell Benn vom Statens Serum Institut in Kopenhagen im Fachjournal British Medical Journal (BMJ). Mit ihren Ergebnissen widerlegen die dänischen Mediziner die These, dass Infektionen im Säuglingsalter das Immunsystem gegen Allergien wappnen. Die Forscher bezogen in ihre Studie mehr als 24 000 Mütter und deren Kinder ein. Sie befragten die Frauen zweimal während der Schwangerschaft zu ihren Lebensumständen und erfassten den Gesundheitszustand der Kinder im Alter von sechs und 18 Monaten. Mehr als die Hälfte der Kleinkinder erkrankte im ersten Lebenshalbjahr mindestens einmal an einer Infektionskrankheit. Besonders häufig waren Erkältungen, Durchfall oder Mittelohrentzündungen. Ein Zehntel aller untersuchten Kinder litt im Alter von anderthalb Jahren an Neurodermitis, einer allergisch bedingten Entzündungsreaktion der Haut. Stabell Benn und ihre Kollegen stellten fest, dass frühe Infektionskrankheiten das Neurodermitis-Risiko um durchschnittlich acht Prozent ansteigen ließen. Kinder, die mehrere ältere Geschwister hatten, Haustiere hielten, auf einem Bauernhof lebten oder eine Kinderkrippe besuchten, erkrankten hingegen seltener an Neurodermitis. (kat.)BMJ, Online-Ausgabe