Gabriel vs. Slomka im "heute journal": Seehofers Kumpanei
Es gibt nicht viele Momente der politischen Fernseh-Berichterstattung, die fest im kulturellen Gedächtnis verankert sind. Das Interview zwischen dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Herbert Wehner und dem ARD-Moderator Ernst-Dieter Lueg gehört zweifelsfrei dazu. Im Verlauf des Gesprächs beschimpfte Wehner den Moderator als Herrn Lüg, woraufhin dieser sich schließlich von Herrn Wöhner verabschiedete. Um was es dabei 1976 ging, ist heute so gut wie vergessen.
Ähnliches droht auch dem TV-Interview zwischen SPD-Chef Sigmar Gabriel und der ZDF-Moderatorin Marietta Slomka. Mit wechselseitiger Streitlust lieferten sie einen beherzten Beitrag gegen das allzu oft quälend langweilige Politikgerede. Gabriels Ruppigkeit dürfte innerhalb der SPD auf Zustimmung stoßen, und Slomka erfährt nun seitens der ZDF-Führungsriege Rückendeckung für ihr zähes Insistieren. So weit, so gut. Delikat ist die Angelegenheit deshalb, weil das Einschreiten von ZDF-Funktionäre überhaupt erst nötig geworden war, nachdem der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer Slomkas Fragen als absurd abgetan hatte. Das mag man als Beistand für den künftigen Koalitionskollegen betrachten. Dass Seehofer auch als Mitglied des ZDF-Verwaltungsrats sprach, zeigt einmal mehr, wie problematisch die personelle Verflechtung von öffentlich-rechtlichen Medien und der Politik ist.
Sehen Sie das komplette Interview in der ZDF-Mediathek.