Gerhard Glogowski steht im Kreuzfeuer der Kritik

Kaum sind die "Chaos-Tage" in Hannover mehr schlecht als recht überstanden, muß Niedersachsens Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) erneut in Deckung gehen - nach Pflastersteinen hagelt es nun Kritik und Rücktrittsforderungen. Glogowskis Deeskalations-Politik sei ein "Sicherheitsrisiko", sein Zaudern und Zögern habe hunderte Polizisten zu Prügelknaben der "Punker-Ratten" gemacht, urteilte gestern etwa Bundesinnnenminister Kanther.Gerhard Glogowski wurde am 11. Februar 1943 im Arbeiterviertel Hannover-Linden geboren. Da sein Vater in Bonn die SPD-Politiker Schumacher und Ollenhauer chauffierte, während der Volksschüler selbst gelegentlich im Hause Wehner seine Schularbeiten machte, wurde Glogowski die Sozialdemokratie wie selbstverständlich zur politischen Heimat: 1961 trat er in die SPD ein. Nach einer Lehre als Werkzeugmacher holte Glogowski die Hochschulreife nach und studierte in Hamburg Volkswirtschaft und Politikwissenschaften.In der SPD kam Glogowski rasch voran, hier gilt der Vater dreier Kinder als durchsetzungsfähig: Von 1972 bis 1974 war er Bürgermeister von Waggum, zwischen 1976 bis 1981 Oberbürgermeister (OB) von Braunschweig, 1984 wurde Glogowski stellvertretender Vorsitzender der Landtagsfraktion und ab 1986 wieder OB in Braunschweig. Mit dem Machtwechsel in Niedersachsen wechselte er 1990 als Innenminister und Stellvertreter des Ministerpräsidenten Gerhard Schröder in die Landesregierung.Die FAZ beschreibt Glogowski als "sympathisch und umgänglich" und lobt seinen kritischen Verstand sowie seine schnelle Auffassungsgabe. Schnell hat der 52jährige auch auf jüngste Berichte des ARD-Magazins "Monitor" reagiert, wonach die Strahlung von Castor-Atommülltransporten ins niedersächsische Gorleben stärker sei als bislang bekannt: Er könne nicht verantworten, seine Beamten auf Einsätze zu schicken, deren gesundheitliche Folgen nicht abzuschätzen seien. Kurz zuvor hatte Glogowski ein geteiltes Echo ausgelöst, als sein Ministerium ein Gesetz vorstellte, demzufolge schon 16jährige bei Kommunalwahlen in Niedersachsen an die Urnen dürfen.Henning Sußebach