Britischer Wissenschaftler erklärt: „Frühstücken ist genauso schädlich wie Rauchen“

Von „nur einen Kaffee“ über „iss nur ein Ei“ bis „Frühstücke wie ein König“ - es gibt viele angebliche Weisheiten, wie die erste Mahlzeit des Tages aussehen sollte. Am hartnäckigsten hält sich der Spruch: Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Ohne ein ordentliches Frühstück fehlen uns Energie und Antrieb für den Tag und auch die Konzentrationsfähigkeit leide, so die Begründung.

Ein englischer Wissenschaftler hat dieser Theorie den Kampf angesagt. Terence Kealey behauptet das genaue Gegenteil: „Das Frühstück ist die gefährlichste Mahlzeit des Tages!“ Es sei genauso schädlich wie Rauchen. Warum er das so sieht, erklärt der Biochemiker in seinem gerade erschienenen Buch „Breakfast is a Dangerous Meal“ (deutsch: „Frühstück ist eine gefährliche Mahlzeit“).

Frühes Frühstück lässt Glukose-Level ansteigen

Seine eigene Krankheitsgeschichte brachte Kealey dazu, das Frühstück zu verteufeln. Vor acht Jahren bekam er die Diagnose Typ-2-Diabetes. Der damals Mitte 50-Jährige begann seinen Blutzuckerspiegel regelmäßig zu messen und zu beobachten. „Ich konnte fast schon garantieren, dass ich an einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall sterben würde, wie 80 Prozent der Diabetiker“, zitiert ihn die „Welt“. Bei seinen Beobachtungen bemerkte er, dass ein frühes Frühstück sein Glukose-Level besonders auffällig ansteigen ließ. Nun verzichtete er auf das Essen am Morgen und nahm die erste Mahlzeit erst gegen Mittag ein. Er stellte fest, dass sein Blutzuckerlevel sank und sich im weiteren Tagesverlauf – unabhängig von weiteren Mahlzeiten– auch nicht erhöhte.

Seine Folgerung: Das Frühstück ist nicht gesundheitsfördernd! Kealey empfiehlt in seinem Buch jedoch nicht nur Diabetikern, auf das Frühstück zu verzichten, sondern auch gesunden Menschen. Seine Theorie: Wer frühstücke, fördere damit das metabolische Syndrom, eine Art Insulinresistenz, die wiederum zu einer Erkrankung der arteriellen Gefäße führt. Die Folgen sind Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Diabetes. In etwa der gleiche Effekt auf die Gefäße werde dem Rauchen zugeschrieben. Kinder jedoch nimmt Kealey aus, sie sollten das Frühstück nicht ausfallen lassen.

Ökotrophologin: Persönliche Erfahrungen nicht auf Andere übertragen

Doch kann man persönliche Erfahrung einfach auf andere Menschen übertragen? „Nein“, meint die Ökotrophologin Dr. Silke Lichtenstein dazu. Die Physiologie jedes einzelnen Menschen funktioniere anders, und erst recht unterscheide sich der diabetische Stoffwechsel vom gesunden, warnt sie. Einen Transfer von Selbstbeobachtungen auf die Allgemeinheit ohne jegliche wissenschaftliche Beweisführung schätzt die Ernährungsberaterin als „mehr als fragwürdig“ ein.

Dass nicht alle grundsätzlich auf das Frühstück verzichten sollten, rät auch die Ernährungsexpertin Amelia Freer: „Das Problem ist, dass es kein Konzept gibt, das allein passt. Wir sind alle verschieden“, sagt sie im britischen „The Telegraph“. Wer sich mit Frühstück besser fühle und ansonsten auch gesund und fit sei, der solle nicht darauf verzichten. Wer allerdings morgens noch gar keinen großen Hunger verspüre, könne ruhig bis zum Mittagessen warten.