RKI und Johns Hopkins University: Darum weichen die Fallzahlen voneinander ab
Das RKI veröffentlicht andere Corona-Fallzahlen als seine amerikanischen Kollegen. Gründe liegen in der unterschiedlichen Methodik und Technik der beiden Institute.
Berlin-Der Senat gab am Donnerstagabend bekannt, dass es 688 nachgewiesene Coronafälle in Berlin gibt, das sind 115 mehr als am Tag davor. Da waren neun Patienten in intensivmedizinischer Betreuung – nun 15.

Doch die Zahlen sind verwirrend und unterscheiden sich stark. Am Donnerstag teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) mit, dass in Deutschland 10.999 Menschen infiziert seien. Es gebe 20 Todesfälle. Die Weltkarte auf der Internetseite der Johns Hopkins University in den USA zeigte aber 14.481 Infizierte und 43 Verstorbene an.
Zahlen der J. Hopkin-Universität deren des RKI voraus
Wie kommt es zu solch einem Unterschied? Zunächst zu der Universität: Hier hat ein Forscherteam bereits im Januar eine interaktive Online-Karte entwickelt, um die schnelle Verbreitung des Virus zu zeigen. Sie beruht auf automatisch einlaufenden Daten aus unzähligen Quellen. Dazu gehören die WHO, nationale Behörden, lokale Medien, Twitteraccounts von Organisationen. Sie laufen zusammen und sind den Zahlen des RKI voraus.
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Das RKI hinkt oft auch regionalen Zahlen hinterher. Das liegt am Meldeweg und daran, wann Zahlen veröffentlicht werden. Der Weg sieht so aus: Ein Arzt stellt die Infektion fest, ein Labor bestätigt sie. Eine Meldung geht ans Gesundheitsamt. Dieses erfasst jeden Fall elektronisch, wobei händisch mehrere Infos eingegeben werden, die für die Beobachtung einer Epidemie wichtig sind. Dabei wird eine RKI-Software verwendet. Die Daten gehen mehrmals am Tag an die Landesgesundheitsbehörde und werden ans RKI geleitet.
Ein Drittel der Infizierten bleibt symptomlos
Mitunter liegen vor Ort schon neue Daten vor, aber die elektronische Erfassung hinkt hinterher, weil Amtsärzte überlastet sind. Landkreise veröffentlichen eigenständig neue Fallzahlen. Seit einigen Tagen gibt das RKI ausschließlich die elektronisch übermittelten Fälle an, sodass es „aufgrund des Meldeverzugs zwischen dem Bekanntwerden von Fällen vor Ort und der Übermittlung an das RKI“ Abweichungen geben könne, wie das Institut erklärt.
Hinzu kommt, dass durch die exponentielle Ausbreitung die Differenz zwischen der vom RKI um 10 Uhr verkündeten Fallzahl und der Situation am Abend immer größer wird.
Die Daten sind ohnehin nur ein Richtwert. Auch deshalb, weil viele Infizierte gar keine Symptome zeigen. In einer britischen Studie wird geschätzt, dass ein Drittel aller Fälle symptomlos abläuft. Man merkt also oft gar nicht, dass man „Corona hat“, kann aber viele anstecken.