Das Leben in der Großstadt ist purer Stress. Es macht krank … Halt, Schluss mit dem Jammern. Hier kommt der Gegenbeweis: Das großstädtische Leben bringt laut einer Studie größere und damit auch produktivere und intelligentere Hummeln hervor als das Landleben. Die Tiere seien besser an die durch Straßen und Häuser zerstückelten Lebensräume in der Stadt angepasst als ihre Artgenossen auf dem Land, erklärt uns der Biologe Panagiotis Theodorou von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Größere Orientierungsleistung führt zu höherem Intelligenzquotienten – soll ja auch bei Menschen so sein.
Für seine Studie hatte ein Forscherteam der MLU und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig mehr als 1800 Hummeln gefangen und vermessen, und zwar in neun Großstädten und ihren ländlichen Umgebungen. Außerdem beobachteten die Forscher, wie oft die Hummeln in den 18 untersuchten Gebieten eigens gezüchtete und vor Ort ausgesetzte Rotkleepflanzen besuchten, und errechneten daraus die Bestäubungsleistung.
Die Großstadt-Hummel verfüge im Vergleich zu ihren ländlichen Kollegen über einige besondere Fähigkeiten, erläutert die die Biologin Antonella Soro von der MLU: „Größere Hummeln können besser sehen, besser lernen und haben ein größeres Erinnerungsvermögen. Sie werden auch seltener von Fressfeinden attackiert und können weitere Distanzen zurücklegen.“ Wir schlussfolgern: Der Stress führt zu klügeren und kräftigeren und länger lebenden, insgesamt fitteren Tieren.
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Das harte Stadtleben schreckt die Hummeln auch nicht ab, im Gegenteil. Schon frühere Studien hätten gezeigt, so Theodorou, dass es in den Städten mehr Hummeln gibt als auf dem Land. Beim „Insektensommer“, einer jährlichen Insekten-Zählaktion des Naturschutzbundes Nabu, war die Ackerhummel zum dritten Mal in Folge das am häufigsten gesichtete Insekt in Deutschland.