Dürren in Europa: Seit 2015 war es im Sommer so trocken wie noch nie

Die Analyse von Baumringen aus den letzten 2100 Jahren zeigt: So gravierend wie in den vergangenen Sommern waren die Dürren nie. Ursache ist der Klimawandel.

Abgestorbene Fichten im Nationalpark Harz bei Torfhaus, aufgenommen im September 2020.
Abgestorbene Fichten im Nationalpark Harz bei Torfhaus, aufgenommen im September 2020.Imago/Jan Eifert

Cambridge-Die Sommerdürren, die Europa seit 2015 erlebt hat, waren weitaus gravierender als in den rund 2100 Jahren davor. Das berichten Forscher im Fachblatt Nature Geoscience. Sie nutzten ein spezifisches Verfahren zur Analyse von Baumringen und erstellten so einen großen Datensatz, der die hydroklimatischen Bedingungen in Mitteleuropa von der Römerzeit bis zur Gegenwart abbildet. 

„Wir sind uns alle der Häufung von außergewöhnlich heißen und trockenen Sommern bewusst, die wir in den letzten Jahren hatten“, sagt Ulf Büntgen von der University of Cambridge, Erstautor der Studie. „Aber wir brauchten präzise Rekonstruktionen der historischen Bedingungen, um zu sehen, wie diese jüngsten Extreme im Vergleich zu früheren Jahren ausfallen.“

Baumringe von Eichen untersucht

Für diese Einordnung nahmen Büntgen und seine Kollegen mehr als 27.000 Messungen an Baumringen von 147 Eichen vor, die einen Zeitraum von 75 v. Chr. bis zum Jahr 2018 abdecken. Die Proben stammten unter anderem aus archäologischen Überresten und historischem Baumaterial, aber auch von lebenden Bäumen aus der heutigen Tschechischen Republik und Teilen des südöstlichen Bayerns.

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Die Auswertung der Daten zeigte, dass der Kontinent in den vergangenen zwei Jahrtausenden allmählich immer trockener geworden ist. Die Proben aus den Jahren 2015 bis 2018 offenbarten aber zudem, dass die Dürrebedingungen der vergangenen Sommer weitaus gravierender waren als in den 2100 Jahren zuvor. „Nach Jahrhunderten eines langsamen, signifikanten Rückgangs haben wir einen drastischen Einbruch erlebt, was besonders für die Land- und Forstwirtschaft alarmierend ist“, heißt es. „Das beispiellose Waldsterben in weiten Teilen Mitteleuropas bestätigt unsere Ergebnisse.“

Zusammenhang mit dem Polarjetstream

Die Forscher führen die beobachtete Häufung der ungewöhnlich trockenen Sommer auf die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung und der damit verbundenen Veränderungen der Position des Polarjetstreams zurück. Dieser gehört zu den beiden großen Windbändern, die das Temperaturgefälle zwischen den Polen und dem Äquator ausgleichen und großen Einfluss auf unser Wetter ausüben.