Gesundheitsgefahr! Was an Kaffee, Äpfeln und Mineralwasser riskant ist
Täglich werden wir rund um die Uhr mit Studien bombardiert. Diese widersprechen sich oft gegenseitig. Hauptsache, die Leute können sich aufregen!

Also ich soll Kaffee trinken. Denn der ist gesund! Aber nicht am Morgen, auf nüchternen Magen. Das treibt den Blutzucker in die Höhe. Und nicht vor 9 Uhr, denn das macht dick und stressanfällig. Und nicht mit Milch, das stört die Autophagie beim Intervallfasten. Und nicht mehr als vier Tassen pro Tag, dann geht der Blutdruck hoch. Und nicht am Abend, denn das stört den Schlaf. Aber ansonsten ist Kaffee supergesund.
Das ist nur ein Beispiel dafür, wie man täglich mit Studien bombardiert wird. „Warum guckst’n dir die ooch alle an?“, fragt mein innerer Berliner. „Sauf doch einfach deinen Kaffe, wenn er dir schmeckt –und aus is! Sei froh, det übahaupt noch’n Kaffedampfer übers Meer tuckert. Bei den Enerjiepreisen.“ Ja, er hat wie immer recht. Doch ich neige dazu, Nachrichten anzuschauen, die – pling! – auf meinem Handy erscheinen.
Und da bin ich nicht allein, glaube ich. Was es alles an Ratgebern, Videos und Tipps gibt, geht auf keine Kuhhaut. Oder besser: auf keine kribbelnde Menschenhaut, für die es erst mal eine gründliche Hauttyp-Analyse braucht, damit man auch die richtigen Pflegeprodukte auswählt.
Eierei rund ums Ei – und die Tücken der Kohlensäure
Man sollte übrigens mit seiner Haut nie zu lange an die Sonne gehen: Krebsgefahr! Und auch nie zu lange in den Keller: Vitamin-D-Mangel! Am besten, man bleibt mit seiner Haut im Bett. Doch auch das ist nicht gut. Denn dort füttert man mit seinen Hautschuppen die Milben. Hausstauballergie – hatschi!
Ja, und wichtig: Bloß im Bett nicht auf der Seite liegen! Denn dann kriegt man kaputte Schultern. Und das Herz wird abgedrückt! Aber das ist noch längst nicht alles. Was zum Beispiel soll man trinken, wenn man wieder aufgestanden ist? Mineralwasser natürlich. Aber nicht mit Kohlensäure, denn die schädigt die Zähne und geht auf den Magen. Dieser wird zugleich gedehnt, worauf man mehr frisst und dick wird! Und was, wenn das Wasser radioaktiv ist? Und das ganze Natrium! Dann doch lieber Leitungswasser! Aber was, wenn da diese winzigen Noroviren drin sind? Dann gibt’s Bauch-Aua! Alles schlimm, schlimm, schlimm!
Und was soll man essen? „Nimm ein Ei mehr!“, hieß es früher. Bald danach hieß es: „Nimm ein’ Eimer!“, und zwar, um das gefährliche Ei da reinzuschmeißen. Denn es ist eine „Chollerin-Bombe“, wie meine alte Tante aus Lichtenberg sagte. Stimmt, das haben die Amis mal rausgefunden. Das böse Cholesterin! Aber heute ist das Ei wieder rehabilitiert. Ja es wird sogar empfohlen, ab und zu ein Ei zu essen.
„Een Appel am Tach hält den Doktor vom Leibe – wenn man jut zielt“
Wenigstens das Obst war immer gesund, oder? Nein? „Ein Apfel macht gesund, drei Äpfel machen eine Fettleber“, so heißt es in einem neueren Buch. Fruchtzucker – der neue Feind! „Der soll ooch dran schuld sein, det man im Koppe dement wird“, sagt mein innerer Berliner. „Aber ick bin ja ohnehin der Meinung: Een Appel am Tach hält den Doktor vom Leibe – aber nur, wenn man jut zielt!“
Anderswo auf der Welt sitzen Leute im Keller, während Bomben auf ihre Stadt fallen. Worüber die wohl reden? Auch über Vitamin-D-Mangel und riskantes Seitenschlafen? Oder über die Gefahren von Wasser, Eiern und Äpfeln? Oder darüber, ob man „als Rastafari“ zu einem Konzert gehen darf oder nicht (kulturelle Aneignung!), oder ob es sechs oder 72 Geschlechter gibt? Auf einer Dating-Seite las ich, dass man keine Leute „daten“ dürfe, die eine Klobrille mit Bildmotiv besitzen. Ich schätze eine Gesellschaft als sehr glücklich ein, deren soziale Medien mit so etwas voll sind. Ohne Ironie!