Leeds-Die Gletscher der Neuseeländischen Alpen haben seit der letzten Kleinen Eiszeit wohl mehr als die Hälfte ihres Eises verloren. In den vergangenen gut 400 Jahren seien in den Südlichen Alpen, wie das Gebirge auf der Südinsel Neuseelands auch genannt wird, mindestens 60 Kubikkilometer Gletschereis geschmolzen, berichtet ein englisch-neuseeländisches Team im Fachblatt Scientific Reports. Das entspreche 41 bis 62 Prozent des gesamten dortigen Eisvolumens, schreiben die Autoren um Jonathan Carrivick von der University of Leeds. Dabei habe sich der Eisverlust in den vergangenen Jahren stark beschleunigt.
In den Südalpen liegen mehr als ein Dutzend Berge mit über 3000 Metern Höhe, darunter mit dem gut 3700 Meter hohen Mount Cook der höchste Berg Neuseelands. Das Team untersuchte nun die Veränderungen von 400 Gletschern in dem Gebirge seit der Kleinen Eiszeit, einer Kältephase, die um das Jahr 1600 ihr Maximum erreichte. Damals waren den Forschern zufolge knapp 1500 Quadratkilometer von Eis bedeckt. Das damalige Eisvolumen rekonstruierten sie unter anderem, indem sie Moränen und andere Spuren der damaligen Gletscher untersuchten.
Ein Ergebnis: Etwa ein Sechstel der gesamten Eismasse, die das Gebirge seit der Kleinen Eiszeit um das Jahr 1600 verloren hat, schmolz binnen 40 Jahren – von 1978 bis 2019. Seit 2010 habe sich die Situation dramatisch verschlechtert, sagt Ko-Autor Andrew Lorrey vom National Institute of Water and Atmospheric Research in Auckland und verweist auf Fotos der Flächen.
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Inzwischen seien die Gletscher sehr klein und überwiegend auf größere Höhenlagen beschränkt, so die Forscher. Insgesamt schwinde das Eis in Neuseeland wesentlich schneller als in vergleichbaren Regionen der Südhalbkugel wie etwa Patagonien. Das liege vor allem an der größeren Eismasse in dieser südamerikanischen Region.
„Diese Resultate quantifizieren einen Trend im Eisverlust Neuseelands“, sagt Carrivick. „Die Beschleunigung des Eismasse-Verlusts kann sich nur verschlimmern, weil nicht nur die Klimaeffekte zunehmen, sondern auch lokale Faktoren, die die Schmelze verstärken, etwa die Anhäufung von Geröll auf den Gletscheroberflächen und die Entstehung von Seen am Grund der Gletscher.“
Problematisch sei dies aus verschiedenen Gründen, betont das Team. Demnach sorgt das Schmelzwasser für die Wasser- und auch die Energieversorgung in den Tälern, und es trägt zudem zum Anstieg des Meeresspiegels bei. Der Höhepunkt der jährlichen Abflussmenge aus den Gletschern stehe entweder unmittelbar bevor oder sei bereits überschritten, schreiben die Wissenschaftler. (dpa/fwt)