Insekten und Labormilch: die Vorteile von optimierter Ernährung

Die aktuelle Lebensmittelproduktion hat dramatische Folgen für die Umwelt. Forschende zeigen nun drei Wege zu einer ökologischen und gesunden Ernährung.

Gericht mit einer guten Umweltbilanz: gebratene Heuschrecken
Gericht mit einer guten Umweltbilanz: gebratene Heuschreckenimago/Steve Bauerschmidt

Mit einer ökologisch optimierten Ernährung könnten die Menschen in Europa sowohl den Land- als auch den Wasserverbrauch sowie den Ausstoß von Treibhausgasen um jeweils mehr als 80 Prozent reduzieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine finnische Studie, die in dieser Woche in der Fachzeitschrift Nature Food erschienen ist.

Die Autorinnen und Autoren verglichen die derzeitig übliche Ernährungsweise in Europa mit einer rein pflanzlichen Ernährung, einer Ernährung mit neuartigen Lebensmitteln, wie beispielsweise Insekten oder Milch aus Zellkulturen, und einer fleischarmen Ernährung. Für jede dieser Ernährungsweisen bestimmten die Forschenden, wie viel von welchen Lebensmitteln ein Mensch essen sollte, um einerseits genug Kalorien und essenzielle Nährstoffe aufzunehmen und andererseits den Einfluss seiner Ernährung auf die Umwelt zu minimieren.

Hoher Fleischkonsum trägt zur schlechten Umweltbilanz bei

Das Ergebnis der Studie: Jede der drei Ernährungsweisen – ob vegan, fleischarm oder neuartig – könnte demnach die negativen Umweltfolgen etwa gleich stark verringern. Zur schlechten Umweltbilanz der konventionellen Ernährung trage insbesondere der hohe Fleischkonsum bei. Allein dessen Reduzierung oder gar Ausschluss macht laut der Studie gut 60 Prozent der positiven Bilanz der ökologisch optimierten Ernährungsformen aus.

Demnach enthält der Studie zufolge eine optimierte omnivore Ernährungsweise kein Fleisch und nur sehr geringe Mengen an tierischen Produkten, wie Milch. Am ökologisch günstigsten schneidet in der Studie die Ernährung ab, die auf neuartigen Lebensmitteln (Novel/Future Food, NFF) basiert. Insekten wie Mehlwürmer und Heuschrecken, aber auch Labormilch sowie Eiweiß aus Mikroben und Pilzen bieten laut der Studie derzeit das beste Verhältnis zwischen Nährstoffgehalt und Umweltfolgen. Denn so könne man komplett auf tierische Produkte verzichten und gleichzeitig alle essenziellen Nährstoffe abdecken.

Rein vegane Ernährung ist nicht die nachhaltigste Alternative

„Die Studie ist aufschlussreich und bestätigt, dass Umstellungen im Ernährungsverhalten eine wichtige Stellschraube sind, um die negativen Umwelt- und Klimaeffekte der Landwirtschaft zu reduzieren“, sagt Matin Qaim, Agrarökonom an der Universität Bonn. „Vor allem eine deutliche Reduktion des Fleischkonsums spielt hier eine wichtige Rolle.“ Wichtig sei aber auch die Erkenntnis, „dass eine rein vegane Ernährung gar nicht unbedingt die nachhaltigste Alternative ist“.

Die Studie vergesse allerdings, den wichtigen Faktor Energieverbrauch zu untersuchen, kritisiert Franziska Gaupp vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. „Die Herstellung von kultiviertem Fleisch beispielsweise verbraucht mehr Energie als die herkömmliche Fleischproduktion.“ Da sich viele neuartige Lebensmittel, wie kultiviertes Fleisch, noch in der Entwicklung befänden und noch nicht industriell hergestellt würden, bleibe die Studie und ihre Annahmen in manchen Fällen sehr hypothetisch.