Japan: Wie soll ein Riesenkalmar in der Pandemie helfen?

Im japanischen Noto sorgt eine Tintenfisch-Statue für Unmut. Sie ist teuer und groß – und soll Touristen in die Stadt locken.

Wohlgemerkt kein Oktopus: Der Kunst-Kalmar im japanischen Noto hat zehn Arme.
Wohlgemerkt kein Oktopus: Der Kunst-Kalmar im japanischen Noto hat zehn Arme.AFP/Noto Town

Noto-Zugegeben: Das Ding ist nicht gerade eine Schönheit. Andererseits würde der riesengroße Tintenfisch aus faserverstärktem Kunststoff in der Geisterbahn wohl eine veritable Jahrmarktsattraktion abgeben. Darum geht es aber nicht: Der 13 Meter lange und vier Meter hohe Kunst-Kalmar wurde in der japanischen Küstenstadt Noto für einen guten Zweck aufgestellt. Mit dem zehnarmigen Trumm im Wert von immerhin 200.000 Euro „wollten wir etwas tun, um die örtliche Industrie zu unterstützen“, erklärt ein Mitarbeiter des Rathauses das Werk.

Ist der Kunst-Kalmar eine Verschwendung von Steuergeldern?

Das wegen seiner pinken Farbe und schieren Größe zwar nicht sonderlich naturalistische, dafür aber umso auffälligere Tentakelding soll Touristen in den für seine delikaten Tintenfische bekannten Ort locken – und damit den während der Corona-Pandemie arg gebeutelten Fremdenverkehr wieder ankurbeln. Eine hehre Mission, die allerdings nicht alle verstehen, denn sie wurde zu großen Teilen aus einem nationalen Finanzzuschuss bezahlt, also von Corona-Hilfsgeldern: Ist der Kunst-Kalmar so dringlich, dass für ihn Steuergelder ausgegeben werden müssen?

In Notos Rathaus verweist man darauf, dass in dieser Woche, also seit der Aufstellung der neuen Attraktion, viele Menschen in die Stadt gekommen seien. Der Tourismus in der Stadt habe stark unter dem Coronavirus gelitten und könne jede Unterstützung gebrauchen, heißt es weiter. Und nicht genug damit: Neben den in Japan geltenden Reisebeschränkungen sei die Wirtschaft der Stadt kürzlich auch noch durch die einbrechenden Fangquoten bei den Tintenfischen geschädigt worden.

Diese Erklärung überzeugt in den Online-Netzwerken allerdings nicht alle. Im Gegenteil, die Meerestier-Hommage hat ganz offenbar polemisches Potenzial: „Es ist falsch, Steuergeld für etwas auszugeben, das man nicht dringend braucht. Der Bürgermeister und die Lokalpolitiker sollten dafür bezahlen“, schrieb da etwa ein Twitter-Nutzer. „Das ist zu surreal. Es ist auch unklar, warum sich das für den Finanzzuschuss qualifiziert hat“, regte sich ein weiterer Nutzer auf.

Maritime Vielfalt: Man beachte die Tetrapode (Beton) vor dem  Tentakelding (Plastik).
Maritime Vielfalt: Man beachte die Tetrapode (Beton) vor dem Tentakelding (Plastik).AFP/Noto Town

Andere Menschen hingegen freuten sich über das neue Monument: „Meine Tochter wird im Herbst zum Picknicken dort hinfahren. Ich hoffe, sie bauen die Statue bis dahin nicht ab.“ Und ein Gutes hat die kalmareske Kunst im öffentlichen Raum auch noch, so ließe sich hinzufügen: Sie hat Noto weit über die Grenzen Japans bekannt gemacht. (mit AFP)