Kinder und Corona: Viele Fragen noch offen

Nach aktuellen Erkenntnissen nehmen Kinder für den Verlauf der Pandemie wohl eine eher untergeordnete Rolle ein. Allgemeingültige Daten gibt es jedoch nicht.

Schüler mit Mund-Nasen-Schutz arbeiten mit Tablets.
Schüler mit Mund-Nasen-Schutz arbeiten mit Tablets.dpa/Sebastian Gollnow

Berlin-Kinder nehmen nach derzeitigen Erkenntnissen wohl eine eher untergeordnete Rolle für den Verlauf der Corona-Pandemie ein – auch wenn viele Fragen nicht abschließend geklärt sind. „Wir wissen, dass sie nicht so häufig und nicht so schwer krank werden“, sagt der Abteilungsleiter am Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Freiburg, Philipp Henneke. „Wer weniger Symptome hat, ist in der Regel auch weniger ansteckend.“

Wissenschaftlich gesichert ist beim Thema Corona und Kinder indes weiterhin wenig. Zwar gibt es viele Untersuchungen – jedoch mit teils recht unterschiedlichen Ergebnissen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fasste jüngst sehr allgemein zusammen: Kinder jeden Alters können infiziert sein und das Virus auf andere übertragen. Studien legten zudem nahe, dass Kinder unter zehn Jahren weniger ansteckend seien als ältere Kinder, so die WHO. Eine aktuelle Meta-Analyse britischer Forscher sieht Anzeichen dafür, dass Kinder eine untergeordnete Rolle bei der Weitergabe des Virus spielen.

Zu vielen spezifischen Fragen gibt es bislang kaum allgemeingültige Daten, sondern nur „Momentaufnahmen“, erklärt Henneke. „Es ist auch sehr schwierig, bestimmte Aspekte zu untersuchen.“ Unentdeckte Infektionen bei Kindern sind dabei ein grundlegendes Problem, etwa wenn man die Ansteckungen innerhalb einer Familie nachvollziehen will. Wenn ein Kind keine Symptome gehabt hat, aber ein anderes Familienmitglied schon – woher weiß man dann im Nachhinein, wer wen angesteckt hat?

Eine aktuelle Studie des Helmholtz Zentrums München ergab etwa, dass in Bayern sechsmal mehr Kinder mit dem Coronavirus infiziert waren als gemeldet. Die Wissenschaftler hatten knapp 12.000 Blutproben von Kindern zwischen 1 und 18 Jahren mit einem speziellen Antikörpertest untersucht. Knapp 50 Prozent der Probanden mit Antikörpern – diese Stoffe weisen auf eine durchgemachte Infektion hin – hatten keine Symptome. Großangelegte, längerfristige Untersuchungen wie diese sind nötig, um genauere Erkenntnisse zu Kindern und Corona zu bekommen. Einige solche Studien laufen in Deutschland bereits.