Mixgetränk „Soylent“: Wie ein junger Amerikaner das Essen abschaffen will
Endlich können wir das Essen hinter uns lassen, denn Rob Rhinehart hat uns von dieser steinzeitlichen Beschäftigung „befreit“, dieses langwierige Schmecken, anstrengende Kauen und dann auch noch Herunterschlucken. Seine Lösung heißt „Soylent“ – ein Fertigpulver, das mit Wasser angerührt wird und sämtliche Mahlzeiten ersetzen soll. Es enthält dem US-Amerikaner zufolge alle notwendigen Nährstoffe für eine gesunde Ernährung.
Endlich nie mehr übers Essen nachdenken
Ganz nebenbei sparen wir uns laut Erfinder Rhinehart auch noch das zeitaufwendige Nachdenken darüber, was wir essen sollen, das lästige Einkaufen, Zubereiten und Abspülen. Ein weiterer Gewinn: Die sämtlichen zeitintensiven Rituale der Nahrungsaufnahme fallen weg: die Pause mit Kollegen in der Kantine, das Eis auf dem Nachhauseweg, das Kochen mit Freunden, das Picknick mit dem Partner.
Bislang wird Soylent nur in den USA vertrieben, ähnliche Produkte sind aber auch bei uns schon zu haben. Treffen wir uns zum Date also demnächst nicht im Restaurant, sondern zwischen zwei Terminen mit einem Beutel Fertigpulver im Gepäck? Wer normalerweise bis zum Dessert braucht, um zu wissen, ob er den anderen wiedersehen will, muss sich dann innerhalb von ein paar Minuten entscheiden. Effizienter geht es nicht.
Alle wichtigen Nährstoffe enthalten
Ganz so unheimlich sieht die Welt, die der Software-Unternehmer mit seinem Fertigdrink erschaffen will, nicht aus – aber doch so ähnlich. Er möchte das „Freizeit-Essen“, wie er es nennt, das konventionelle Essen, nicht ganz abschaffen. Aber die Mahlzeiten, die einen von der Arbeit und vom Leben im Allgemeinen abhalten, die schon. Mit seiner Erfindung habe er das „ultimative Essen“ kreiert, so der Elektro-Ingenieur. Das Pulver enthalte unter anderem Proteine, Kohlenhydrate, Fette, Ballaststoffe, Vitamine, Mineralien wie Kalium, Eisen und Kalzium. Zucker und gesättigte Fettsäuren spielen demnach eine untergeordnete Rolle. Von 670 Kalorien pro Portion müsse man ausgehen.
Aufgeklärter als Mikrowellengerichte
„Soylent gibt Dir die Freiheit, Dein Leben so zu leben, wie Du es möchtest“, heißt es in einem Werbevideo. Denn, so suggeriert das Video: Das Mixgetränk lässt sich auch während der Arbeit konsumieren, am Schreibtisch neben dem schicken Mac-Computer oder während der Konferenz. Dann hat man nämlich die Mittagspause gespart – und nach dem Job noch Zeit, einen Berg zu besteigen und kann danach schneller in den Club. Müßiggang und Genuss? Überbewertet. Der weiße Beutel mit dem Pulver passt perfekt in die schöne neue Apple-Welt – und ist dabei viel aufgeklärter und minimalistischer als Mikrowellengerichte. Fast so intuitiv wie ein iPhone, anstatt zu wischen muss man nur noch mixen.
Nächste Seite: Nicht schädlich, aber auch nicht ideal