Notdienstpraxen entlasten Rettungsstellen in Berlin

Die Rettungsstellen in Berlin kranken an Überlastung. Doch Entspannung ist in Sicht.

Berlin-Die Rettungsstellen der Berliner Kliniken kranken seit Jahren an Überlastung. Sind die Arztpraxen der Stadt am Wochenende geschlossen, suchen Patienten in den Krankenhäusern Hilfe, häufig auch, wenn das gar nicht notwendig ist. Dann müssen die Patienten oft stundenlang auf einen Arzt warten. Ärzte, Schwestern und Pfleger haben weniger Zeit, sich um die heiklen Fälle zu kümmern, die von der Feuerwehr eingeliefert werden. Doch Entspannung ist in Sicht. Die Zahl der seit 2016 eingerichteten Notdienstpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die den Rettungsstellen angegliedert sind, wächst.

Der Arzt Heiko Zürcher untersucht eine Patientin.
Der Arzt Heiko Zürcher untersucht eine Patientin.Gerd Engelsmann/Berliner Zeitung

Seit Ende September arbeiten niedergelassene Ärzte, in der Regel internistische Hausärzte, freiwillig freitags (15-21 Uhr), sonnabends, sonn- und feiertags (9-21 Uhr) in der neuen Notdienstpraxis an der Rettungsstelle der Vivantes-Klinik im Friedrichshain. Dort herrscht oft gerade am Wochenende Gedränge: Mit 75.000 Fällen im Jahr (plus 20.000 in der Kinderrettungsstelle) ist es die Rettungsstelle mit dem höchsten Patientenaufkommen Berlins.

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Dr. Philipp Kellner leitet die Rettungsstelle: „Wir haben als Ziel, dass bis zu einem Viertel der Patienten, die zu den Öffnungszeiten der Notdienstpraxis zu uns kommen, auf sie verwiesen werden können.“ Das wären sonnabends und sonntags jeweils 15 bis 20, freitags bis zu zehn.

Dr. Heiko Zürcher, niedergelassener Internist aus Schöneberg, ist einer der Ärzte, die in der neuen Praxis Dienst tun: „Wir sind hier sehr nett aufgenommen worden, und es gibt keine Probleme, Kollegen zu finden, die hier arbeiten wollen. Man bekommt im Monat nur ein oder zwei Schichten zugewiesen.“
Viele der Patienten, um die er sich kümmert, hätten sich vorher auf den Internetseiten der KV Berlin oder über die KV-Notfallnummer 116117 informiert, dass es die Praxis gibt.
Über die Nummer erreicht man die Leitstelle der KV. Medizinisches Fachpersonal klärt im Gespräch mit dem Anrufer, ob er bis zur Öffnung einer normalen Arztpraxis warten kann, ein Bereitschaftsarzt geschickt wird, ob er zu einer Notdienstpraxis fährt oder doch die Telefonnummer 112 der Feuerwehr wählen soll. Gegebenenfalls wird der Rat eines Arztes in der Leitstelle eingeholt.

Mit dem heutigen Tag gibt es vier Notdienstpraxen für Erwachsene: Im Unfallkrankenhaus Berlin (Marzahn), der ersten dieser Einrichtungen, im Jüdischen Krankenhaus (Wedding), in Friedrichshain und neu im DRK-Krankenhaus Westend.

Für Kinder stehen solche Praxen im Virchow-Klinikum der Charité (Wedding), im Sana Klinikum Lichtenberg, im DRK-Krankenhaus Westend sowie im St. Joseph-Krankenhaus (Tempelhof) bereit.

Vivantes hat seine Angaben zu den Fallzahlen nachträglich korrigiert. Wir haben sie entsprechend geändert.