Warum eine Corona-Debatte in Deutschland kaum Chancen hat
„Es ist Zeit für eine Rückkehr zur wissenschaftlichen Seriosität“ fordern zwei Autoren in einem Gastbeitrag. Forscher Emanuel Wyler wundert sich. Eine Replik.

Zulassungsdesaster? Menschenversuche? Dr. Agnes Imhof und Prof. Christof Kuhbandner nahmen in ihrem Gastbeitrag Bezug auf unseren Pro-Contra-Artikel von 12. Februar 2023 - und kritisierten Emanuel Wyler für seine Argumentation scharf. In diesem Gastkommentar antwortet der Wissenschaftler, weshalb eine Rückkehr zur wissenschaftlichen Seriosität nur gelingen kann, wenn die Faktenlage übereinstimmt.
Für die von der Autorin und dem Autoren geführte Rückkehr zu fundierter Logik und Seriosität bedürfte es einer gemeinsamen Faktenlage – und die ist für die Wirksamkeit der Corona-Impfungen gegen schwere Krankheit und Tod eindeutig: Die Impfung schützt sehr gut dagegen.
Das belegten beispielhaft zwei Studien aus Großbritannien und Israel. Diese Studien haben in einem gegebenen Zeitraum von ein bis zwei Monaten Anfang 2021 verglichen, ob die Impfung bei ansonsten gleichen Vorbedingungen wie Alter oder Vorerkrankungen vor Krankheit und Tod geschützt haben – das Ergebnis war eindeutig ja.
Die Wirksamkeit der Impfung zu zerreden versuchen, wie es im zweiten Teil des Textes gemacht wird, widerspricht den mittlerweile weitestgehend gesicherten Fakten aus der Wissenschaft; und wenn diese Fakten nicht anerkannt werden, ist auch keine Basis für eine gemeinsame Diskussion vorhanden.
Emanuel Wyler: „Wenn Fakten nicht anerkannt werden, ist keine Basis für eine gemeinsame Diskussion vorhanden“
Dasselbe gilt auch für die Ausführungen im ersten Teil des Textes: Das Auflösen der Kontrollgruppe der Impfstudien basierte auf der damals schon gültigen Erkenntnis, dass die Impfung schützend wirkt. Nur wenn dieses Faktum nicht akzeptiert wird (oder wie es im Text heißt, „man [setzt] bereits voraus, dass die Impfung sicher und wirksam ist“), ist tatsächlich nicht einsehbar, warum die Kontrollgruppe aufgelöst werden soll.
Ansonsten entstünde ein ethisches Dilemma; dieses wird beispielweise in dem schon in meiner ursprünglichen Replik verlinkten WHO-Dokument ausführlich diskutiert – mit der Schlussfolgerung, dass die Auflösung der Kontrollgruppe der richtige Weg ist.
Emanuel Wyler ist Molekularbiologie am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft.
Die Redaktion der Berliner Zeitung steht für Debatte und Debattenkultur. Dies ist ein Gastbeitrag. Die Meinung des Autors muss nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln.