Zahnärzte oft zu teuer?
Patientenberatung kritisiert: Kinder würden zu oft unter Vollnarkose behandelt, älteren Patienten oft teure Implantate angedreht

Berlin-Auf „beunruhigende Trends in der zahnmedizinischen Behandlung“ weist die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) hin. Vor allem Kinder und ältere Patienten seien davon betroffen. Laut Beratungserfahrung würden jungen Patienten häufig Behandlungen unter Vollnarkose und hochbetagten Patienten teure Implantate anstelle von Prothesen bei der Versorgung des zahnlosen Kiefers angeboten. Es handele sich dabei um „Problemlagen im Gesundheitswesen“, die als Indikator für eine Fehl- oder Überversorgung und als Gefahr für Patientensicherheit eingestuft würden.
Viele besorgte Eltern hätten sich an die UPD gewandt mit der Frage, ob eine zahnmedizinische Behandlung ihrer Kinder tatsächlich nur unter Vollnarkose infrage käme. Über Alternativen seien sie oft nicht aufgeklärt worden. Manche Zahnärzte hätten eine Behandlung ohne Vollnarkose von vornherein abgelehnt. Das deute auf ein generell wenig patientenorientiertes Verhalten hin. Vollnarkose sei dann eine Option, wenn eine Lokalanästhesie oder ein beruhigendes Gespräch nicht infrage kämen. „Aus medizinischer Sicht muss die Vollnarkose aber immer der Ausnahmefall bleiben, bezahlt wird sie von den Kassen auch nur dann, wenn sie medizinisch begründet ist“, so Thorben Krumwiede, Geschäftsführer der UPD.
Auch ältere Patienten und deren Angehörige hätten zunehmend Kritik geäußert. Zahlreiche Zahnärzte würden ihnen von einer konventionellen Zahnprothese von vornherein abraten und stattdessen deutlich teurere Implantate empfehlen. „Viele Ratsuchende können die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Versorgungsformen nicht einschätzen. Gleichzeitig fürchten sie die hohen Kosten von Implantaten. Würde die im Patientenrechtegesetz klar geregelte Aufklärungspflicht der Zahnärzte in der Praxis durchgängig beherzigt, könnten die Patienten besser beurteilen, ob ein Implantat mit Blick auf Lebensqualität und Aufwand des Eingriffs für sie die beste Wahl ist“, so Krumwiede. Die UPD betrachte diesen Trend mit Sorge. Grundlegend verbessern könne sich das Problem nur, „wenn unsere Hinweise von den Akteuren des Gesundheitssystems aufgegriffen werden“.
Die UPD bietet nach eigenen Aussagen eine unabhängige Beratung an, um die persönliche Gesundheitskompetenz von Patienten zu stärken. Die Beratung ist montags bis freitags von 8 bis 22 und Samstag von 8 bis 18 Uhr telefonisch unter der Telefonnummer 0800/0117722 zu erreichen. Weitere Infos: www.patientenberatung.de.