Diese Stoffe gelangen jeden Tag in unseren Körper: Wie gefährlich sind sie?
Von PFAS über Aluminium bis zu Fluorid: Wo stecken diese Substanzen drin und was machen sie mit dem menschlichen Körper?

Menschen haben unterschiedliche Gewohnheiten, wenn es um das Essen geht. Manche legen großen Wert auf bewusste Ernährung, andere weniger. Allerdings werden dem Körper in beiden Fällen unbemerkt Substanzen zugeführt, die schädlich sein könnten.
Das Problem mit dem Mikroplastik ist schon länger bekannt: Laut einem Bericht der Umweltorganisation WWF aus dem Jahr 2019 isst jeder Mensch im Durschnitt fünf Gramm Plastik pro Woche; das entspricht in etwa dem Plastikanteil einer Kreditkarte. Mikroplastikpartikel durchsetzen längst das Wasser, viele Lebensmittel und sogar die Luft. Dabei handelt es sich allerdings nicht um die einzigen fragwürdigen Substanzen, die täglich in unseren Körpern landen. Von PFAS in Pfannen bis zu Fluoriden in Zahnpasta: Was sind das eigentlich für Stoffe und wie reagiert der Mensch darauf?

1. PFAS: Von der Pfanne bis zur Regenjacke
Vor wenigen Wochen zeigte eine Recherche von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung, dass PFAS an mehr als 1500 Orten in Deutschland nachgewiesen werden konnten. Das „Jahrhundertgift“ kann man weder sehen noch schmecken oder riechen; es wird vermutet, dass PFAS Krebs verursachen oder unfruchtbar machen und dass sie das Immunsystem schwächen, insbesondere bei Kindern.
Die sogenannten Ewigkeitschemikalien werden weltweit genutzt, zum Beispiel bei der Herstellung von beschichteten Backutensilien, aber auch für Backpapiere und Kleidungsstücke wie Regenjacken. Die Abkürzung PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, zu dieser Gruppe gehören mehr als 10.000 künstlich hergestellte Stoffe.
Fünf Staaten, darunter Deutschland, haben im Februar dieses Jahres vorgeschlagen, die gefährlichen Stoffe nach einer Übergansfrist EU-weit ganz zu verbieten; bis jetzt sind nur zwei Substanzen der Gruppe in der EU verboten, PFOS und PFOA. Dass diese Stoffe für lebende Organismen gefährlich sein können, war dem größten Hersteller dieser Chemikalien schon seit den 1960er-Jahren bekannt.
Damals entdeckte der Konzern DuPont in entsprechenden Versuchen, dass PFAS bei Ratten und Hasen die Leber vergrößern. Ein paar Jahre später stellte sich heraus, dass sich die Stoffe im Blut der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns anreicherten. Im Jahr 2007 wurde dann bekannt, dass sich PFAS im Blut von etwa 98 Prozent der US-Bürger abgelagert hatten.
PFAS sind mittlerweile in allen Ecken der Welt verbreitet: Die Stoffe kommen selbst im Regenwasser in Tibet oder in der Antarktis vor. Weder Sonnenlicht noch Bakterien können diesen chemischen Stoffen etwas anhaben. Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen sind mit die stärksten Verbindungen in der Chemie; deswegen bleiben diese Substanzen für Jahrzehnte, ja sogar Jahrhunderte in der Umwelt erhalten – daher auch ihr unrühmlicher Name „Jahrhundertgift“.

2. Fluoride: Was in der Zahnpastatube steckt
Seit Jahren wird auch der Gebrauch von Fluoriden in Wasser, Salz, Zahnpasta und weiteren Produkten für die Mundhygiene diskutiert. Anfang des 20. Jahrhunderts kam der amerikanische Zahnarzt Frederick McKay nach Colorado Springs im US-Staat Colorado und stellte fest, dass ein großer Teil der Bevölkerung dort vom selben Leiden betroffen war: braune Zähne, die fast wie Schokolade aussahen.
Dies beobachtete der Zahnarzt bei Kindern, Erwachsenen und Senioren. Um die Gründe zu erforschen, kontaktierte McKay Green Vardiman Black, damals einer der renommiertesten Zahnärzte der USA. Rund 30 Jahre brauchten die beiden, um herauszufinden, dass ein hohes Maß an Fluoriden im Grundwasser für die Braunfärbung der Zähne verantwortlich war.
Die Erkrankung ist auch als Zahnfluorose bekannt und entsteht durch chronische zu hohe Fluoridzufuhr während der Entwicklung der Zähne. Eine zu hohe Fluoridzufuhr kann auch schädlich für die Knochen sein und in manchen Fällen sogar bleibende Bewegungseinschränkungen sowie Gelenkverschleiß, Fehlhaltungen und andere Beschwerden hervorrufen.
Im Gegensatz zu PFAS kommen Fluoride in Form von Mineralien auch in der Natur und im menschlichen Körper vor. Es handelt sich dabei um Salze der Fluorwasserstoffsäure, die auch als Flusssäure bekannt ist. Nach den Studien von McKay und Black verstand man, dass Fluorid nur in ganz großen Mengen schädlich für den menschlichen Körper ist. In geringem Maße soll es sogar gut für die Knochen und Zähne sein und das Risiko von Karies vermindern.
Viele Länder wie die USA und Indien fingen an, Fluorid im Trinkwasser zu ergänzen; Deutschland entschied sich jedoch dagegen. Eine Zeit lang wollte man Fluoride sogar als neurotoxische Elemente für den Menschen klassifizieren, da einige Studien auf kognitive Folgen einer Fluoridüberdosis bei Kindern hindeuteten.
Das wurde allerdings bis heute nicht belegt. Jedoch ist klar: Fluoride sind gefährlich, wenn man davon zu viel einnimmt. Um eine Fluoridvergiftung zu erleiden, müsste man den Inhalt einer ganzen Zahnpastatube vernaschen. Expertinnen und Experten raten aber generell, die Zahnpasta nach dem Putzen komplett auszuspucken.

3. Aluminium: In vielen Deodorants enthalten
Diskussionen gab und gibt es auch über aluminiumhaltige Deos. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnte viele Jahre vor der Verwendung dieser Produkte, jedoch änderte es seine Meinung auf Grundlage jüngster Studien.
„Eine hohe Aufnahme von Aluminium kann unter anderem neurotoxische Entwicklungsstörungen sowie Schäden an Nieren, Leber und Knochen verursachen“, teilte das BfR noch im Jahr 2019 mit. Es gebe außerdem Hinweise, dass aluminiumhaltige Deos das Brustkrebs- und Alzheimerrisiko erhöhen könnten. Ein Jahr später korrigierte das BfR seine Einschätzung.
Von der EU in Auftrag gegebene Studien hätten gesundheitliche Folgen nach dem Gebrauch von aluminiumhalten Deos ausgeschlossen. „Der Beitrag von aluminiumhaltigen Antitranspiranten zur Gesamtbelastung mit Aluminium ist deutlich geringer als bisher angenommen“, heißt es in der Studie. Die Toxikologin Marike Kolossa blickt skeptisch auf diese Studien.
Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl seien diese nicht repräsentativ, und es wurden nur Aluminiumrückstände im Urin überprüft, nicht aber auf anderem Wege. Die Studienteilnehmer waren zudem zwischen 20 und 39 Jahre alt und somit nicht Teil der Risikogruppe, erklärte Kolossa dem SWR. Denn das sind vor allem Menschen zwischen elf und 14 Jahren.
Seit mehr als 50 Jahren besteht zudem der Verdacht, dass Aluminium an der Entstehung von Alzheimer beteiligt sein könnte. In den Gehirnen verstorbener Alzheimerpatienten wurden große Mengen an Aluminium nachgewiesen. Jedoch ist nicht klar, wie und wann es dorthin gelangte. Wie bei vielen Stoffen gilt: Aluminium ist erst gefährlich, wenn es in einem größeren Maße im Körper landet.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat den Grenzwert auf ein Milligramm Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht in der Woche festgelegt; mehr sollte der Mensch nicht zu sich nehmen. Dieser Wert würde aber üblicherweise schon durch die Nahrung erreicht.

4. Octocrylen: Vorsicht bei der Wahl der Sonnencreme
Auch Sonnencremes standen in den vergangenen Jahren wegen der oftmals enthaltenen Substanz Octocrylen in der Kritik. Dieser Stoff hat UV-absorbierende Eigenschaften und hilft in Sonnenschutzmittel und anderen Cremes, die UV-B-Strahlen abzufangen. In Kosmetika darf Octocrylen mit einer Höchstkonzentration von zehn Prozent erhalten sein. Seit den 1990er-Jahren wird es in Lichtschutz-Kosmetika eingesetzt. Seit 2003 weiß man, dass die Substanz Photoallergische Dermatitis auslösen kann.
Aktuell wird eine angeblich hormonähnliche Wirkung im Körper erforscht. In Japan darf Octocrylen zum Beispiel nicht mehr in Kosmetika benutzt werden, weil an Wasserorganismen eine toxische und hormonelle Wirksamkeit beobachtet wurde. Die Vermutung ist, dass Octocrylen in Organismen gelangen und dort Schaden anrichten kann. Spuren des Stoffes wurden auch in der Muttermilch von Testpersonen nachgewiesen.
Bei längerer Lagerung zersetzt sich Octocrylen zu Benzophenon, wie eine Publikation im Fachjournal Chemical Research in Toxicology darlegt. Benzophenon ist von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) als möglicherweise karzinogen für den Menschen eingestuft worden. Deswegen sei es besser, alte Sonnencremes, die Octocrylen enthalten, zu entsorgen.