Starker globaler Anstieg der Lachgas-Emissionen durch Dünger

Lachgas ist 300-mal klimaschädlicher als CO2. Die globalen Emissionen steigen stark. Das bedrohe die Pariser Klimaziele, mahnen Experten. Europa zeigt, dass eine Senkung möglich ist.

Die vom Menschen verursachten Lachgas-Emissionen entstehen vor allem durch Stickstoffdünger in der Landwirtschaft.
Die vom Menschen verursachten Lachgas-Emissionen entstehen vor allem durch Stickstoffdünger in der Landwirtschaft.imago images/Countrypixel

Auburn/Garmisch-Partenkirchen-Die globale Lebensmittelproduktion droht den Klimawandel stark anzukurbeln. Ein großes internationales Forscherteam warnt im Fachblatt „Nature“ vor den massiven Folgen der vom Menschen verursachten Lachgas-Emissionen. Diese entstehen vor allem durch Stickstoffdünger in der Landwirtschaft und steigen seit Jahrzehnten deutlich – insbesondere in China, Indien und Brasilien. Die Entwicklung in Europa zeigt dagegen, dass ein Rückgang der Emissionen möglich ist.

Lachgas – im Fachjargon Distickstoffoxid (N2O) genannt – ist neben Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) das drittwichtigste Treibhausgas, das durch menschliche Aktivität entsteht. Das Gas verbleibt rund 120 Jahre in der Atmosphäre und ist etwa 300-mal klimaschädlicher als CO2.

Pro Jahr gelangen 17 Millionen Tonnen Lachgas in die Atmosphäre

Die bislang größte globale Bestandsaufnahme der Lachgasquellen und -senken zeigt, dass die Konzentration des Treibhausgases in der Atmosphäre seit der vorindustriellen Zeit um mehr als 20 Prozent gestiegen ist – von 270 ppb (parts per billion, Teilchen pro Milliarde Teilchen) im Jahr 1750 auf 331 ppb im Jahr 2018. In den letzten fünf Jahrzehnten habe sich der Anstieg beschleunigt, schreibt die Gruppe von 57 Forschern aus 14 Ländern – darunter Mitarbeiter dreier deutscher Institute in Kiel, Jena und Garmisch-Partenkirchen.

Demnach gelangen pro Jahr etwa 17 Millionen Tonnen Lachgas in die Atmosphäre. Etwa 43 Prozent davon (7,3 Millionen Tonnen) sind menschlich bedingt und stammen zu mehr als der Hälfte aus der Landwirtschaft, der Rest entweicht aus Böden und Ozeanen. Angesichts der weltweit steigenden Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln bedrohe diese Entwicklung die Klimaziele des Pariser Abkommens, betont das Team um Hanqin Tian von der Auburn University im amerikanischen Bundesstaat Alabama.

„Verursacht ist der Anstieg der Distickstoffoxid-Konzentration in der Atmosphäre vor allem durch den Einsatz von stickstoffhaltigen Düngemitteln. Dazu gehören sowohl synthetische Dünger als auch organische Dünger aus tierischen Ausscheidungen“, sagt Co-Autorin Almut Arneth vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) in Garmisch-Partenkirchen. Von 2007 bis 2016 gingen demnach fast 70 Prozent des globalen Anstiegs der anthropogen bedingten N2O-Emissionen auf das Konto der Landwirtschaft.

Am höchsten sind die Emissionen demnach in Ost- und Südasien, Südamerika und Afrika. Die höchsten Steigerungsraten kommen aus China, Indien und Brasilien, wo die Landwirtschaft stark zunimmt. „Es gibt einen Zwiespalt zwischen der Art, wie wir die Menschen ernähren, und der Stabilisierung des Klimas“, sagt Tian.

Klimaerwärmung von mehr als 3 Grad Celsius möglich

Co-Autor Robert Jackson von der Stanford University in Kalifornien betont, mit den derzeitigen Emissionen steuere man auf eine globale Temperaturerhöhung von mehr als 3 Grad Celsius zu. Das wäre etwa das Doppelte des auf der Klimakonferenz von Paris 2015 angestrebten Klimaziels. Dort wurde vereinbart, die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber sogar auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Einzig in Europa sinken die menschengemachten Lachgas-Emissionen. Das liege unter anderem daran, dass Stickstoff effizienter eingesetzt werde, nicht zuletzt wegen der vielerorts hohen Wasserbelastung. Arneth betont, eine Senkung der globalen N2O-Emissionen nütze nicht nur dem Klima, sondern auch der Artenvielfalt und der Gesundheit der Menschen.