Studie: Bekanntes Erkältungsmittel könnte bei Covid-19 helfen
Corona hat den Schrecken verloren, doch Sars-CoV-2 ist nicht verschwunden. Nun wird der Einsatz eines pflanzlichen Mittels für die ambulante Therapie erforscht.

Schon zu Beginn der Pandemie wurde Wissenschaft, Medizin und Forschung vorgeworfen, man konzentriere sich in der Bekämpfung zu stark auf die Impfstoffe und zu wenig auf Behandlungsmethoden für Covid-19. Inzwischen hat Corona für viele seinen Schrecken verloren, doch die Forschung ist mit dem Thema noch nicht am Ende. In dieser Woche startete eine neue Studie, die die Therapie von ambulanten Covid-19-Patienten mit ausgeprägter Hustensymptomatik untersuchen soll. Der Wirkstoff mag überraschen, denn es handelt sich dabei um ein altbekanntes pflanzliches Mittel: Gelomyrtol.
Als ELOM-080 wird der Wirkstoff von Gelomyrtol in der Wissenschaft bezeichnet. Schon 2022 habe eine Studie an sauerstoffpflichtigen Covid-19-Patienten, die ins Krankenhaus mussten, gezeigt, dass das Atemtherapeutikum helfen könne, wie das pharmazeutische Unternehmen Pohl-Boskamp mitteilt. Patienten, die mit ELOM-080 zusätzlich therapiert wurden, hätten schon in der zweiten Hospitalisierungswoche signifikant weniger zusätzlichen Sauerstoff benötigt und würden nach Entlassung deutlich weniger unter Atemnot bei Belastung leiden, etwa beim Treppensteigen.
„Insgesamt deuteten die Ergebnisse der Studie auf schlüssige Signale dahingehend, dass der Enhancer der mukoziliären Clearance ELOM-080 den respiratorischen Status von an Covid-19-Erkrankten verbessern könnte“, so Michael Dreher von der Uniklinik Aachen als Studienleiter der sogenannten COVARI-Studie. Bedeutet: Der Selbstheilungsmechanismus der Bronchien wird angeregt.
Diese „schlüssigen Signale“ und das positive Votum der Ethikkommission sowie des BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn) hätten dafür gesorgt, dass jetzt eine zweite Studie für den ambulanten Bereich stattfinden könne, also für Patienten, die ihre Covid-19-Erkrankung zu Hause auskurieren können und sollen.
Therapieoptionen für Hausärzte fehlen bis heute
An der doppelblinden, placebokontrollierten, multizentrischen Phase-2-Studie beteiligen sich 15 niedergelassene Ärzte. Ziel sei, 120 Patienten mit typischen Covid-19-Symptomen, die eine ausgeprägte akute Hustensymptomatik haben, in die Studie mit dem pflanzlichen Wirkstoff einzuschließen.
„Die COVARI-2-Studie soll die Frage beantworten, ob sich durch den Einsatz von ELOM-080 der Krankheitsverlauf der an Covid-19 erkrankten Patienten verbessern lässt. Untersucht werden dabei der Verlauf der Hustensymptomatik hinsichtlich Häufigkeit und Schweregrad sowie die Entwicklung weiterer Covid-19-typischer Symptome“, erklärt Studienleiterin Manuela Thinesse-Mallwitz, niedergelassene Hausärztin aus München.
Denn der Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege spiele bei entzündlichen Atemwegserkrankungen eine große Rolle. Aktuelle Forschungsergebnisse würden zudem belegen, dass die sogenannte mukoziliäre Clearance in der Frühphase der Covid-19-Erkrankung beeinträchtigt, überlastet, geschädigt oder weitgehend funktionslos sein könne.
Eine Möglichkeit, positiv auf den Krankheitsverlauf einzuwirken, könnte deshalb darin bestehen, die mukoziliäre Clearance aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen, um einer Verschlimmerung oder Ausweitung des Infekts in den Atemwegen entgegenzuwirken.
Das Phytotherapeutikum verbessere den natürlichen Schutz- und Reinigungsmechanismus bis in die tiefen Atemwege. Die Aktivität der Flimmerhärchen werde deutlich gesteigert, der zähe Schleim verflüssigt und die Produktion von dünnflüssigerem Schleim angeregt. Dadurch werde das Sekret mit anhaftenden Viren und Bakterien schneller abtransportiert.
Mit der COVARI-2-Studie soll nun geprüft werden, ob ELOM-080 den Verlauf der Erkrankung positiv hinsichtlich Symptomschwere und Dauer beeinflussen kann. Denn evidenzbasierte Therapieoptionen für Covid-19 würden bis heute für niedergelassene Ärzte fehlen.
Die Leitlinienempfehlungen in der Medizin würden die bisherigen ambulanten Therapieoptionen auf wenige antivirale Wirkstoffe oder aus Mangel an geprüften Optionen auf unterstützende Maßnahmen reduzieren; dies sei ein Dilemma für Hausärzte. Durch die Weiterführung der Forschung an dem pflanzlichen Wirkstoff soll Ärzten und Patienten langfristig eine Therapie zur symptomatischen Behandlung von Covid-19 zur Verfügung gestellt werden.
Gelomyrtol wird bisher in der Therapie der akuten und chronischen Bronchitis und Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) eingesetzt.