Tag des Zahnschmerzes: Warum wir ihn hassen sollten und ihn dennoch feiern

Karies ist eine Infektionskrankheit. Heute wird der Menschen gedacht, die sie befällt – in deren Mund sich ein fieser Bursche breit gemacht hat.

Ein Frau fasst sich in den Mund: Es ist die Geste zum 9. Februar, dem Tag des Zahnschmerzes.
Ein Frau fasst sich in den Mund: Es ist die Geste zum 9. Februar, dem Tag des Zahnschmerzes.imago

Von einem Praxistest wird dringend abgeraten. Ohnehin ist unklar, wie das funktionieren soll: auf dem Zahnfleisch gehen. Dennoch gibt es in jedem Jahr einen festen Termin für all jene, die einen solchen Selbstversuch in Betracht ziehen. Der 9. Februar ist der „Tag des Zahnschmerzes“. Eine Erfindung aus den USA, der Gedenktag, nicht der Zahnschmerz. Der 9. Februar ist nämlich der heiligen Apollonia von Alexandria gewidmet, der Schutzpatronin der Zahnärzte. Aus dem dritten Jahrhundert, die Heilige, nicht die Ärzte.

Der Schmerz selbst orientiert sich an Gedenktagen der mangelhaften Zahnhygiene, die von Mensch zu Mensch verschieden terminiert sind und sich unterschiedlich oft wiederholen. Natürlich gehen früher oder später alle einmal auf dem Zahnfleisch. Oder kauen vielmehr darauf. Oder nuscheln hindurch. Bis sie die Segnungen der modernen Prothetik davon erlösen.

Ganz allgemein gelten Zahnschmerzen als unzumutbar und das Scheußlichste an Beschwerden, das denkbar erscheint. Sie werden individuell verschieden empfunden, treten zum Beispiel bei Druck auf und führen die Aufforderung ad absurdum, die Zähne zusammenzubeißen. Wenn es zieht, liegt das selten an einem sperrangelweit geöffneten Mund. Vielmehr reagieren auf diese Art freigelegte Zahnhälse; vom Zahnfleisch ähnlich verlassen wie ihre Besitzer irgendwann von allen guten Geistern. Die Nerven liegen blank, was auch dann der Fall ist, wenn sich die Karies bis zur Wurzel allen Übels durchgefressen hat und es nur so puckert und pocht.

Möglicherweise begünstigen Zahnschmerzen und die Beschäftigung damit einen geradezu friseurhaften Hang zu Wortspielen. Wissenschaftlich belegt ist, dass es sich bei Karies um eine Infektionskrankheit handelt, die sich hinter keinem kernigen Schnupfen zu verstecken braucht. Sie wird durch Bakterien übertragen, vor allem einem fiesen Burschen namens Streptococcus mutans, der auch gern mal beim Küssen die Seiten wechselt. Plaque ist seine Leibspeise.

Nach dem Tag der Zahnschmerzen kommt der Tag der doofen Nuss

Doch nicht nur vor dem Knutschen ist der sachgemäße Gebrauch von Zahnbürste, Zahnseide und Mundwasser angeraten. Und nicht erst dann, wenn der Schmerz sich langsam anschleicht. Wenn er seinem Opfer die trügerische Hoffnung lässt, er könne sich von selbst verflüchtigen. Schlimmstenfalls durch Einsatz von Salbeitee, Kamillentee, Teebaumöl, Kokosöl, Nelkenöl. Am Ende bleibt dann doch nur ein Termin beim Zahnarzt.

Es muss ja nicht unbedingt am 10. Februar sein, allzu selbstkritisch am „Tag der doofen Nuss“. Passen würde der 11. Februar. Das ist der „Tag des Notrufs 112“. Aber Vorsicht: Der Rettungsdienst geht auf dem Zahnfleisch.