Thailand: In der Hölle für Hunde

Streuner in Thailand werden gequält und geschunden. Ein Fotograf hat in einem Hundeasyl verstörende Aufnahmen gemacht. Die Arbeit dort ist eine Gratwanderung zwischen falsch verstandener Tierliebe und purer Verzweiflung.

Berlin-Die Bilder, die Mladen Antonov aus einem Vorort Bangkoks mitgebracht hat, sind erschütternd. Der Fotograf besuchte „Auntie Ju’s Shelter for Stray Dogs“ in  Pathumthan, einen Hundezwinger, in dem Yutima Preechasuchart mit ihren Helfern über 2000 Hunde und rund 300 Katzen auf engstem Raum hält. Die Vierbeiner stammen von den Straßen der thailändischen Hauptstadt, etliche befinden sich in elendem Zustand. Ob ihre Blessuren erst im Zwinger oder bereits auf der Straße entstanden sind, ist nicht immer klar.

Hundeleben im Hundezwinger: In „Auntie Ju’s Shelter for Stray Dogs“ sind die Tiere gerettet, aber trotzdem verloren.
Hundeleben im Hundezwinger: In „Auntie Ju’s Shelter for Stray Dogs“ sind die Tiere gerettet, aber trotzdem verloren.AFP/Mladen Antonov

Wegen der Corona-Pandemie seien die Spenden zurückgegangen, klagt Yutima Preechasuchart gegenüber dem Fotografen. Die Tiere benötigten Fressen im Wert von umgerechnet 800 Euro pro Tag, zurzeit stünde ihr gerade mal die Hälfte zur Verfügung. Sie habe deshalb auf Facebook für Spenden geworben, erklärt sie weiter. Und nein, sie würde trotz der angespannten Lage ihre Tiere nicht zur Adoption freigeben, so wie es andere Hilfsorganisationen tun: „Wir können nicht sicher sein, ob die neuen Besitzer unsere Tiere genau so lieben, wie wir es tun.“

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Asyl für Streuner: Im Zwinger von Yutima Preechasuchart und ihren Helfern leben über 2000 Hunde und etwa 300 Katzen auf engstem Raum.
Asyl für Streuner: Im Zwinger von Yutima Preechasuchart und ihren Helfern leben über 2000 Hunde und etwa 300 Katzen auf engstem Raum.AFP/Mladen Antonov

Das klingt eher nach verzweifelter Tierliebe und heilloser Überforderung. Eben das kritisieren Tierschützer wie etwa die von der Soi Dog Foundation. Die 2003 von dem britischen Ehepaar John und Gill Dalley in Phuket gegründete Stiftung verfolgt denn auch eine andere Strategie: Nicht nur bietet sie ihre Streuner zur Adoption an, sondern versucht auch, durch Sterilisation die freilebenden Hundepopulationen zu verkleinern und durch Impfung die Übertragung etwa der Tollwut einzuschränken. Die Organisation arbeitet mittlerweile weit über die Grenzen Thailands hinaus.

Verletzte Hunde werden von den Mitarbeitern in Einzelkäfigen versorgt.
Verletzte Hunde werden von den Mitarbeitern in Einzelkäfigen versorgt.AFP/Mladen Antonov

Das Wort „soi“ bedeutet auf Thailändisch so viel wie „Gasse“, und „soi dog“ verweist entsprechend darauf, dass kleinere Straßen in Thailand oft voller streunender Hunde sind – allein in der Metropolenregion Bangkok sollen es laut Soi Dog Foundation über 600.000 sein. Ein riesiges Reservoir für jene gut organisierten Banden, die lebende Hunde unter unwürdigsten Bedingungen nach Vietnam und China schmuggeln; dort ist ihr Verzehr noch erlaubt. Thailands größte Insel Phuket ist das Zentrum des Hundeschmuggels und die Heimat von etwa 70.000 streunenden Hunden.

Alles in allem ein Millionengeschäft. Und so hat Yutima Preechasuchart auf verquere Weise recht mit ihrer allzu pauschalen Vermutung, die Menschen liebten die Hunde nicht.