Tier des Tages: Politische Ehren für die Riesenschildkröte

Die Galapagos-Riesenschildkröte Diego hat sich fortpflanzungseifrig um die Erhaltung seiner Art verdient gemacht. Nun hat sich der 110-Jährige endlich in den Ruhestand verabschieden dürfen.

Das Fortpflanzungswerk ist vollbracht: Die Riesenschildkröte Diego kehrt heim nach Española.
Das Fortpflanzungswerk ist vollbracht: Die Riesenschildkröte Diego kehrt heim nach Española.dpa/Freddi Jimenez Troya/Parque Nacional Galapagos

Diego ist ein Held. Beinahe im Alleingang hat die Riesenschildkröte ihre Gattung vor dem Aussterben bewahrt. Wer kann das schon von sich behaupten?! Eben, und das kam so: Das rund 80 Kilogramm schwere Reptil zeugte im Rahmen eines Zuchtprogramms rund 40 Prozent der inzwischen auf 2000 Exemplaren angewachsenen Untergruppe Chelonoidis nigra hoodensis auf Santa Cruz, einer Insel im Galapagos-Archipel. Ein ungeheurer Kraftakt, wenn man bedenkt, dass es hier vor 50 Jahren, als Diego mit seiner Arbeit begann, lediglich zwei Männchen und zwölf Weibchen von seiner Gattung gab. Unser Bild zeigt Diego bei seiner Heimkehr auf Española, einer Nachbarinsel. Hier soll er seinen wohlverdienten Ruhestand antreten.

Hier wurde Diego mit allen Ehren begrüßt: „Ein für den Galapagos-Nationalpark wichtiges Kapitel ist nun abgeschlossen“, teilte Ecuadors Umweltminister Paulo Proaño per Twitter mit und ließ es sich nicht nehmen, der Schildkröte persönlich zu danken. Die Insel Española empfange Diego und 14 weitere Riesenschildkröten aus dem Zuchtprogramm „mit offenen Armen“, so der um die Bedeutung des Augenblicks vollbewusste Politiker. In der Tat haben die Reptilien hier eine gewisse politische, ja geradezu staatstragende Bedeutung: Das Wort Galápago (spanisch u.a. für ‚Wulstsattel‘) bezieht sich auf den Schildkrötenpanzer, der bei einigen Unterarten der Galapagos-Riesenschildkröten im Nackenbereich wie ein Sattel aufgewölbt ist.

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Diego lebte lange im Zoo von San Diego im US-Bundesstaat Kalifornien, bevor er zur Zucht- und Forschungsstation der Charles-Darwin-Stiftung auf Santa Cruz umzog. Der mittlerweile 110-Jährige sollte schon früher heimkehren, coronabedingt kam es aber zu Verzögerungen. Nun denn, ein großes Werk ist vollbracht. Dennoch bleibt die Situation der Tiere prekär: Ursprünglich gab es auf den Galapagos-Inseln 14 Unterarten von Galapagos-Riesenschildkröten (Chelonoidis nigra). Zwei sind bereits ausgestorben – zuletzt verschwand mit dem Tod der berühmten Pinta-Riesenschildkröte Lonesome George die Unterart Chelonoidis nigra abingdonii. Der „Einsame George“ von der Insel Pinta war 2012 im Alter von mehr als hundert Jahren gestorben.