Wer vor der Hitzewelle warnt, muss auch tätig werden

Die „Mega-Hitzewelle“ könne viele Todesopfer bringen, warnt Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Was er dabei vergisst: Er ist zuständig, Patienten und Alte zu schützen.

Hitzewelle angesagt: Ein Mann trocknet sich den Schweiß von der Stirn. In Teilen Deutschlands und Europas ist wieder Hitze im Anmarsch, in Berlin wohl erst mal nicht so stark.
Hitzewelle angesagt: Ein Mann trocknet sich den Schweiß von der Stirn. In Teilen Deutschlands und Europas ist wieder Hitze im Anmarsch, in Berlin wohl erst mal nicht so stark.dpa

Keine Frage: Der Sommer wird heiß. Nachdem es jetzt ein paar Tage lang für den Hochsommer sehr kühl war und außerdem recht nass. Zumindest in Berlin. Nichtsdestotrotz ist der Gesundheitsminister schon wieder in Alarmbereitschaft und verkündete am Wochenende, die „Mega-Hitzewelle“ könne „viele Todesopfer bringen“.

An der Hauptstadt zumindest scheint die schon für Mittwoch in Social Media angekündigte und aufgeregt diskutierte Hitzewelle aber erst mal vorbeizugehen. 29 Grad sind nun nicht gerade dazu geeignet, von einem Jahrhundertsommer zu sprechen – oder gar sich davor zu fürchten. Ende der Woche soll es wieder kühler werden, ab Sonntag wieder wärmer. Wie sich der Hochsommer zu Beginn der nächsten Woche genau gestaltet, lässt sich seriös noch nicht vorhersagen. Also alle Aufregung für die Katz?

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Nicht ganz. Patientenschützer Eugen Brysch sagte am Wochenende: Für einen Bundesgesundheitsminister sei es nicht angemessen, Probleme nur zu benennen. Er müsse sich auch um deren Beseitigung kümmern. Dabei ging es zwar um eine andere Aussage Karl Lauterbachs, in der er wieder einmal mahnte und warnte. Nämlich dass das Problem Long Covid noch zu vielen gesundheitlichen Langzeitfolgen führen werde und man in Deutschland „nicht im Ansatz die Kapazität“ habe, die vielen Fälle zu versorgen. Brysch wies zu Recht daraufhin, dass der Gesundheitsminister diese Kapazitäten schaffen müsse. Es reiche nicht aus, nur davor zu warnen.

Doch das betrifft nicht nur Long Covid. Es betrifft auch die Versorgung der Patienten in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, um die sich Lauterbach nun so wegen der Hitzewelle zu sorgen scheint: „Vorräte an Flüssigkeit, Ventilatoren, über die Bedeutung von Flüssigkeitkeitszufuhr reden. Erreichbar sein“, empfiehlt der Gesundheitsminister auf Twitter. Schön wäre es, wenn er auch dafür sorgen würde, das dafür nötige Personal bereitzustellen. Denn es nützt den Patienten und Alten rein gar nichts, über Flüssigkeitszufuhr mit wem auch immer zu reden. Wenn niemand da ist, der es ihnen an den heißen Tagen ans Bett stellt, in den Mund gießt, im Ernstfall über die Vene zuführt oder sie zumindest regelmäßig ans Trinken erinnert. Das ist das viel größere Problem.