Wie der Klimawandel den Wein verändert

Das Weingut Schloss Castell in Franken hat Tradition. Ferdinand Fürst zu Castell-Castell leitet das Gut im Steigerwald in nunmehr 26. Generation, darüber hinaus ist er für die Forstwirtschaft mitverantwortlich: 70 Hektar eigene Weinberge und 1800 Hektar Wald sind zu betreuen.

Berlin-Und der Klimawandel stellt das Unternehmen vor große Herausforderungen. Der Wald kämpft mit den sich verändernden Bedingungen. „Theoretisch sorgt die Fichte für schnelle Erträge, aber sie kommt in unserem immer trockener werdenden Weinbauklima nicht zurecht“, sagt Castell-Castell. Es gebe enorme Probleme mit Sturm- und Trockenschäden sowie Borkenkäfern, die überhandnehmen. „Die Fichte wird hier verschwinden. Wir sind seit 25 Jahren dabei, die Fehler der letzten 150 Jahre zu berichtigen.“ Den Waldumbau gestaltet er mit so viel Artenvielfalt wie möglich. „Leider wissen wir zu wenig über unsere Baumarten, aber wir müssen heute Entscheidungen treffen, die in den nächsten 100 Jahren ihre Wirkung entfalten“, sagt zu Castell-Castell.

Auch im Weinbau macht sich der Klimawandel durch immer frühere Ernten bemerkbar.
Auch im Weinbau macht sich der Klimawandel durch immer frühere Ernten bemerkbar.imago images / Arnulf Hettrich
Der Kugelspiel Silvaner trocken.
Der Kugelspiel Silvaner trocken.Rolf Nachbar
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Auch im Weinbau macht sich dieser Wandel durch immer frühere Ernten bemerkbar. Auch ist der Alkoholgehalt der Weine gestiegen. „Silvaner kann sich gut an das wandelnde Klima anpassen. Allerdings muss man auch in der Weinbergpflege auf die veränderten Bedingungen eingehen. Rebsorten wie der frühreifende Bacchus verbrennen regelrecht. Die Sorten werden sich in unseren Weinbergen langfristig verändern.“  Dass der fränkische Weinbau auch ein bisschen vom Klimawandel profitiert hat, ist nicht von der Hand zu weisen: „Gerade die Weine aus kühlen Lagen haben an Qualität gewonnen.“ Eine dieser Lagen ist das Kugelspiel, das von kühlen Wäldern umrandet ist. Dort hatte der Silvaner es in der Vergangenheit oft schwer, zur Reife zu gelangen. Doch im Hitzejahr 2018 blieb er selbst hier angenehm schlank und behielt seine animierend kühlen Aromen.

So zeigen sich im Glas zurückhaltende Noten von gelben Früchten, Salbei, Heublumen, Wiesenkräutern und Zitronenzesten. Ein eleganter, mittelkräftiger Wein, der im Finish mit einer zarten Salzigkeit bezaubert, während sich im Rachenraum noch einmal alle Aromen entfalten. Er passt zu Fischgerichten wie Forelle Müllerin ebenso wie zu leichten vegetarischen Vorspeisen.   „Es wäre perfekt, wenn das Klima hier so bleiben würde wie jetzt. Davon kann man aber leider nicht ausgehen“, sagt Ferdinand Fürst zu Castell-Castell. „Wir müssen alles dafür tun, damit es nicht so schlimm kommt, wie es Klimaexperten befürchten. Das ist eine Aufgabe für uns alle.“

2018 Casteller
Kugelspiel Silvaner trocken, Fürstlich Castell´sches Domänenamt.
Franken, 14,50 Euro. Informationen unter castell.de