Wie geht es eigentlich unserer Blaumeise?

Eine Epidemie rafft die Blaumeisen dahin. Der Nabu will mit seiner alljährlichen Vogelzählung auch deren Bestände prüfen.

Eine Blaumeise (<em>Cyanistes caeruleus</em>) sitzt in einem Garten auf einem Ast.
Eine Blaumeise (Cyanistes caeruleus) sitzt in einem Garten auf einem Ast.dpa/Patrick Pleul

Berlin-Den Blaumeisen in Deutschland geht es nicht sonderlich gut. Seit Frühjahr 2020 wurden in Deutschland auffallend viele der Singvögel beobachtet, die krank wirkten: Sie sitzen apathisch und aufgeplustert auf dem Boden und unternehmen keine Fluchtversuche bei sich nähernden Menschen. Sie wirken so, als hätten sie Atemprobleme, Teile des Kopfgefieders sind ausgefallen, die Augen scheinen verklebt. Die Meisen nehmen kein Futter mehr auf oder können nicht mehr schlucken.

Es handelt sich hierbei um die Symptome einer Krankheit, einer Art Lungenentzündung, für die das Bakterium Suttonella ornithocola verantwortlich ist, wie Untersuchungen ergeben haben. Für Menschen und Haustiere ist der Erreger ungefährlich.

Auf die Blaumeise macht uns der Naturschutzbund (Nabu) aufmerksam, und zwar im Zusammenhang mit der alljährlichen Vogelzählaktion der Organisation: Sie geht von Freitag bis Sonntag in die elfte Runde. Wer an der „Stunde der Wintervögel“ teilnehmen möchte, soll eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zählen und melden. Im Mittelpunkt der Aktion stehen vertraute und oft weitverbreitete Vogelarten wie Meisen, Finken, Rotkehlchen und Spatzen.

Eine Blaumeise und eine Kohlmeise halten sich an einem fetten Leckerschmecker gütlich.
Eine Blaumeise und eine Kohlmeise halten sich an einem fetten Leckerschmecker gütlich.imago images/blickwinkel/F. Hecker
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In diesem Jahr interessieren den Nabu allerdings vor allem die Bestände der Blaumeisen. Die Epidemie sorgte für Tausende toter Vögel. Die Frage ist, ob noch ein Effekt spürbar ist oder die Tiere die Krankheit gut überstanden haben. Seine Beobachtungen kann man telefonisch, im Internet oder mit einer Nabu-App melden. „So kann jede und jeder mithelfen, eine detaillierte Momentaufnahme der Vogelwelt in unseren Städten und Dörfern zu ermöglichen“, erklärt Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Im Vorjahr beteiligten sich nach Angaben des Nabu rund 3700 Berliner an der Aktion, sie zählten mehr als 80.000 Vögel. Bundesweit waren es mehr als 143.000 Teilnehmer. „Nur weil so viele Leute mitmachen, können die Datenreihen Anhaltspunkte zu Bestandsentwicklungen liefern“, erklärte Artenschutzreferent Ansgar Poloczek vom Nabu Berlin.

Und eines noch zur Blaumeise: Es liegt nahe, dass die Krankheit besonders dort übertragen wird, wo viele Vögel aufeinandertreffen, worauf der übliche Fundort in der Nähe von Vogelfütterungen hinweist. Der Nabu rät dazu, bei Beobachtungen von mehr als einem kranken Vogel an Fütterungen, eben diese Fütterung und die Bereitstellung von Tränken sofort einzustellen – sozusagen als Social Distancing für Vögel. (mit dpa)