G+J kooperiert mit Kirche auf schwierigem Markt: GEO erscheint ab sofort auch auf Russisch
MOSKAU, 13. Februar. Mit einer Präsentation im geologischen Museum Moskau führte der Verlag Gruner + Jahr das Magazin GEO offiziell in den Markt ein. Nach den Gründungen in Deutschland (1976), Frankreich und Spanien erscheint GEO jetzt in vier Ländern.Beim Schritt auf den mit vielen Risiken behafteten russischen Markt ging Gruner + Jahr eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Allianz ein. Der Verlag schloß mit der russisch-orthodoxen Kirche einen Beratervertrag. "In dieser Institution haben wir einen verläßlichen Partner, mit dessen Hilfe wir die für Außenstehende oft unüberwindlichen Hindernisse dieses besonderen Terrains besser meistern", sagt Gerd Schulte-Hillen, Vorstandsvorsitzender von G+J. Für die Kirche wiederum erschließt sich durch den Vertrag die Möglichkeit, dringend benötigte Mittel für die Sanierung der Sakralbauten zu gewinnen, die durch die Vernachlässigung zu Zeiten des staatlich verordneten Atheismus arg in Mitleidenschaft gezogen wurden. Anspruchsvolle LeserGEO Rußland wird von einer eigens neu zusammengestellten russischen Redaktion mit Sitz in der Nähe des Moskauer Leninprospekts betreut. "Wir legen großen Wert darauf, daß diese Ausgabe die Interessen und Bedürfnisse der russischen Leserschaft widerspiegelt und nicht nur ein Abbild der übrigen GEO-Ausgaben ist", sagt Schulte-Hillen.Die Einführung des Hochglanzmagazins geschieht zu einer Zeit, in der der russische Zeitungsmarkt den vielleicht größten Umbruch seiner Geschichte erlebt. Die traditionellen Zeitungen und Magazine sind größtenteils notleidend und in so schlechter Verfassung, daß ausländische Verlage aufgrund des großen Risikos vom Erwerb der eingeführten Titel Abstand nehmen. "Obendrein haben es die russischen Leser satt, ständig von neuen Skandalen und üblen Vorfällen zu lesen. Sie sehnen sich nach Zeitungen mit Seele und Magazinen, die ihnen mehr zeigen als nur die eigene Welt", sagt Wladimir Potapow, stellvertretender Chefredakteur von GEO Rußland. Was macht Rußland für G+J so attraktiv? "Die russischen Bürger sind zumeist überdurchschnittlich gebildet und besonders anspruchsvolle Leser. Ein Magazin wie GEO hat also hier eine vielversprechende Zielgruppe", sagt Gerd Schulte-Hillen.Zudem hat sich inzwischen eine vermögende Oberschicht gebildet, die sich an westlichen Konsumgewohnheiten orientiert. Daß diese Zielgruppe für Zeitschriften und deren Anzeigenkunden ausgesprochen attraktiv ist, zeigt der sehr erfolgreiche Start des Frauenmagazins Cosmopolitan. Mit einer Auflage von inzwischen mehr als einer Million Exemplaren, gehört diese Zeitschrift zu den Marktführern in Rußland. Objekte wie beispielsweise Better Homes and Garden, die auf eine eher weniger kaufkräftige Leserschaft zielen, blieben hingegen weit weniger erfolgreich.GEO Rußland ist zur Zeit in seinem Segment konkurrenzlos, da das amerikanische Magazin National Geographic bisher nicht mit einer russischen Ausgabe erscheint.