Kairo - Was genau passierte, das will der bekannte deutsch-ägyptische Autor Hamed Abdel-Samad erst erzählen, wenn er wieder in Deutschland ist. Das berichteten Freunde des 41-Jährigen. Ganz offenbar war er am Sonntag in Kairo entführt worden. Anders als zunächst vermutet, sollen jedoch nicht radikale Islamisten hinter der Tat stecken, sondern vielmehr steht sein Verschwinden wohl im Zusammenhang mit einem Streit mit einem ehemaligen Geschäftspartner.
„Er ist noch zu geschwächt, um mit der Presse zu sprechen“, sagte sein Bruder Mahmoud Abdel-Samad im Gespräch mit der Berliner Zeitung. Zunächst müsse zudem die Staatsanwaltschaft klären, was genau vorgefallen sei. Im Laufe des Tages sickerte laut Medienberichten aus Polizeikreisen durch, dass Abdel-Samad auf dem Weg in den Azhar-Park, wo er eine Verabredung hatte, von einem weißen Kleinbus gestoppt, gefesselt und dann verschleppt wurde.
Stunden des Bangens
Er sei freigelassen worden, nachdem er mehrere Schuldscheine unterschrieben habe. Bei dem Streit ging es insgesamt um eine Summe von etwa 250.000 Euro. Abdel-Samad hatte diese in eine Fabrik am Stadtrand von Kairo investiert. Als das Geschäft scheiterte, weigerte sich der Geschäftspartner, ihm das Geld zurückzuzahlen. Mahmoud Abdel-Samad war es, der am Montag zunächst die ägyptische Presse informiert hatte: Er befürchte, sein Bruder sei entführt worden. Abdel-Samad hatte sich am Sonntag gegen vier Uhr zuletzt gemeldet und berichtet, dass er sich verfolgt fühle. Kurz darauf war der Kontakt abgerissen, und es folgten Stunden des Bangens.
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„Wir vermuteten natürlich, dass radikale Islamisten dahintersteckten“, so der Bruder des Autors. Schließlich ist Abdel-Samad in Deutschland für seine islamkritischen Schriften bekannt. In Ägypten erklärten radikale Islamisten ihn zu einem Feind des Islams, weil er den Propheten Mohammed kritisiert und sich zum Atheismus bekannt hatte. Wäre er tatsächlich in die Hände der Radikalen gefallen, hätte er die Entführung womöglich nicht überlebt. Allerdings soll Abdel-Samad leichte Verletzungen im Gesicht erlitten haben. Er will am Donnerstag oder Freitag nach Deutschland zurückkehren. (mit dpa)