Hauptstadt-Derby Hertha vs. Union: Kampf und Krampf

Berlin - Eigentlich kann der geneigte Berliner Fußballfan am kommenden Montag getrost zu Hause bleiben. Denn wenn im Stadion an der Alten Försterei der 1. FC Union Berlin und Hertha BSC zum Zweitliga-Derby aufeinandertreffen, kann das nur ein schlechtes Fußballspiel werden. Zumindest, wenn man die bisherigen Auftritte der beiden Klubs in dieser Saison als Qualitätsmaßstab zugrunde legt.

Hertha ist immerhin nicht ganz so schlecht dran wie Union, das Team von Trainer Jos Luhukay hat am vergangenen Freitag gegen Jahn Regensburg den ersten Saisonsieg gelandet. Aber die Qualität des Fußballs, die Kapitän Peter Niemeyer und Kollegen boten, wäre mit medioker noch sehr wohlwollend umschrieben.

Hertha mangelt es derzeit beinahe an allem, abgesehen davon, dass die Einstellung zum Beruf gegen Neuling Regensburg akzeptabel war. Doch in punkto Spielidee, Präzision und Entschlossenheit lässt Hertha momentan wenig erkennen, was den Fan zuversichtlich stimmen könnte, dass das angestrebte Ziel − die Rückkehr in die Erste Bundesliga − auch nur annähernd realistisch wäre. „Uns fehlt die Leichtigkeit“, hat Luhukay zuletzt häufig betont. Das ist sicher richtig, aber wohl nur eine von mehreren Ursachen. Der mäßige Fußball hat auch etwas mit Qualität zu tun – fehlender Qualität.

Fehlende Qualität

Union-Anhängern dürfte es dieser Tage ähnlich gehen wie denen von Hertha. Die Mannschaft von Trainer Uwe Neuhaus bietet wenig Anlass anzunehmen, dass der sehr respektable siebte Platz aus der vergangenen Spielzeit übertroffen werden könnte. Dabei war Union vorige Saison in der Entwicklung schon weitergekommen. Trainer Neuhaus hatte seinem Team eine offensivere und riskantere Strategie verordnet, mit dem Ziel, das Spiel zu bestimmen. Nun sollte diese Taktik noch optimiert und die Zahl der Gegentore eingedämmt werden.

Von Optimierung kann momentan allerdings keine Rede sein. Ein Punkt weist Union nach drei Spielen auf, besonders der jüngste Auftritt beim 0:2 in Sandhausen war deprimierend. Neben Patzern bei den Gegentoren fällt bei Neuhaus’ Mannschaft ein eklatanter Mangel auf: die Harmlosigkeit am und im gegnerischen Strafraum. Union gebricht es in der Offensive an Präzision und Wucht, in dieser Form könnte es für die Köpenicker ein unangenehmes Erwachen im Abstiegskampf geben.

Eigentlich spricht also wenig dafür, dass das Derby ein qualitativ hochwertiges Fußballereignis wird. Eher Kampf und Krampf. Natürlich wird die Alte Försterei am nächsten Montag dennoch knallvoll sein. Schließlich geht es darum, den Rivalen zu besiegen − egal wie. Und wer weiß? Vielleicht löst die spezielle Derby-Atmosphäre ja die Blockaden bei den Teams, und es gibt ein Spektakel. Wie sagte der ehemalige Bundesliga-Torschützenkönig Anthony Yeboah einst mal in seiner drolligen Mischung aus Deutsch und Englisch: „You know, in Fußboll is all moglisch.“