Hautarzt Stefan S. wird schwer belastet / Zeugin leidet seit dem Angriff unter Alpträumen: "Armes Geschöpf, ich kann dich nicht töten"
Die frühere Prostituierte Ramona C. hat gestern vor dem Berliner Landgericht den des Mordversuchs angeklagten Hautarzt Stefan S. belastet. Sie bestätigte, daß der Mediziner sie im März 1996 mit einem Hammer und einem Messer attackiert hatte.Ramona C. fällt der Weg in den Gerichtssaal nicht leicht. Die Hauptbelastungszeugin hält eine Zeitung vor ihr Gesicht. Ein Versuch, den Kameras zu entgehen. Nur einen kurzen Blick wirft die große, schlanke Frau zu dem Mann auf der Anklagebank, um dann abrupt den Kopf von ihm abzuwenden. Acht Monate sind vergangen, seit Ramona C. den Mediziner zuletzt sah. Eine Begegnung, die der 30jährigen beinahe das Leben gekostet hätte.Schon mehrmals war der Arzt zuvor bei der Prostituierten vom Strich an der Kurfürstenstraße gewesen. In der Nacht zum 25. März aber entpuppte sich der Freier als gewalttätig. Mindestens zehn Mal habe S. in seinem Wagen mit einem Hammer auf sie eingeschlagen, belastet die Zeugin den Angeklagten. "Warum quälst Du mich so. Dann bring mich doch um", habe sie ihrem Peiniger gesagt. "Du armes Geschöpf. Ich kann Dich nicht töten", lautete die Antwort. Auf ihren Vorschlag hin seien sie in die Wohnung des Arztes gefahren. Um zu duschen, begründete Ramona C. in jener Nacht ihr Ansinnen. In Wirklichkeit aber habe sie den Namen des Mannes herausfinden wollen, sagt sie vor Gericht.In der Wohnung aber ging das Martyrium weiter. Mit einem Messer habe der Mediziner auf sie eingestochen, ihr schließlich ein Geschirrtuch über den Kopf gezogen und sie mit einem Trageriemen zu erdrosseln versucht. Erst als Wunden, die er sich bei den Messerstichen zugezogen hatte, aufplatzten, habe S. von ihr abgelassen. Fünf Wochen lag Ramona C. im Krankenhaus. Sie leidet seither unter Alpträumen und Kopfschmerzen. Aus Angst vor Freiern übt sie ihren Beruf nicht mehr aus. Auch eine andere Szene von einem früheren Treffen mit S. blieb Ramona C. unvergeßlich. Als sie die langen, schmalen Hände des Mediziners bewunderte, entgegnete er: "Ich habe kalten Schweiß." Erst dann habe sie die Schweißperlen an seinen Fingern bemerkt. Vergeblich hat der Verteidiger zuvor versucht, die Öffentlichkeit bei der Aussage der Zeugin ausschließen zu lassen. Er wirft ihr vor, ihre Erlebnisse zu vermarkten und sich ihren Anwalt Plöger von einer Zeitung bezahlen zu lassen. Und auch das kam zur Sprache: Heute wird die Zeugin in einer Talkshow zu sehen sein. +++