Heinz Adameck, einst Chef des DDR-Fernsehens, ist tot: Aufpasser und Anpasser in Adlershof
Als er abtrat, war er der dienstälteste Fernsehchef der Welt. Heinz Adameck leitete über 35 Jahre lang, bis zum Herbst 1989, das Fernsehen der DDR. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist er am 23. 12. 2010 im Alter von 89 Jahren gestorben.Der aus Thüringen stammende Adameck hatte in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, wo er im Nationalkomitee Freies Deutschland mitarbeitete, die entscheidenden Weichen seines Lebens gestellt. Nach der Rückkehr in die spätere DDR arbeitete er erst im Thüringer Innenministerium, dann im Rundfunk. Im Sommer 1954 übernahm er die Leitung des noch jungen Fernsehzentrums und brachte es straff auf Parteilinie. Nachdem das Fernsehen nicht mehr dem Rundfunk untergeordnet war, fungierte Heinz Adameck als Intendant, später als Vorsitzender des Staatlichen Komitees für Fernsehen. Gleichzeitig war Adameck hoher Parteifunktionär, seit 1963 als Mitglied des ZK der SED.Wer so lange wie er die Wellen und Wendungen der DDR-Informations- und Kulturpolitik überstanden hat, der muss nicht nur die jeweilige Linie nach unten durchsetzen können, sondern auch anpassungsfähig sein - der wendige Adameck war es. Der Parteisoldat, der sich noch 1960 gegen Mehrteiler im Fernsehen wandte, weil Genossen Parteiversammlungen fernblieben, um keine Folge zu verpassen, förderte später in seinem Sender gerade die Mehrteiler als populäre Mittel im politischen Auftrag.Manfred Krug, der eine Unterredung mit Parteifunktionären heimlich mitschnitt und später unter dem Titel "Abgehauen" veröffentlichte, nannte Adameck den "Duzfreund aller brauchbaren Schauspieler, denn anders wäre die Fülle seiner Macht für einen abhängigen Freischaffenden nicht zu ertragen gewesen". Im Rückblick aber beschwerte sich selbst Heinz Adameck über die immer stärkere Reglementierung des Fernsehens: In einem Interview mit Leipziger Wissenschaftlern erklärt er, dass die Selbstzensur, die Einmischung und die Beschlusssituation die Luft zum Atmen genommen hätten.In der Wende 1989 trat Adameck aber als Hardliner auf, lehnte jede "Fehlerdiskussion" ab und setzte dann auf Egon Krenz als Honeckers Nachfolger - vergeblich. Im November trat er zurück. Heinz Adameck tauchte noch einmal in der ARD auf - er wurde in der Verfilmung von Krugs "Abgehauen" von einem Schauspieler verkörpert. Der einst mächtige Fernsehmann hatte es freundlicherweise erlaubt.------------------------------Foto: Heinz Adameck, 1921-2010