Hinterbliebene der 20 Toten erhalten aus Italien je 3,8 Millionen Mark: Entschädigung für Cavalese-Opfer

ROM, 9. Februar. Gerade zwei Jahre ist es her, dass im norditalienischen Skiort Cavalese ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug die Seilbahn auf den Berg Cermis zum Absturz brachte. Der Jet durchtrennte im Tiefflug das tragende Kabel der Bahn, eine Gondel mit 20 Menschen an Bord stürzte achtzig Meter in die Tiefe. Alle Insassen waren tot, nur der Begleiter der zweiten Gondel, die sich in der Nähe des Gipfels befand, überlebte. Am Dienstagabend legte die Regierung in Rom fest, wie hoch die Entschädigung für die Hinterbliebenen der Opfer sein wird.Von US-Piloten verursacht3,8 Millionen Mark wird das italienische Verteidigungsministerium für jeden Toten bezahlen. Das ist die vom Gesetz festgesetzte Höchstsumme und die höchste in Italien je bezahlte Entschädigung. Marino Costa, der den Unfall als einziger überlebte, erhält eine Entschädigung von 1,5 Millionen Mark. Er erlitt am 3. Februar 1998 einen schweren Schock und leidet noch heute unter erheblichen psychischen Störungen. Laut Londoner Konvention, die Zwischenfälle dieser Art unter Nato-Staaten regelt, müssen die USA den Italienern drei Viertel der Summe zurückerstatten, da das Unglück von amerikanischen Piloten verursacht worden war.Bei dem Unglück von Cavalese kamen sieben Deutsche, fünf Belgier, drei Italiener, zwei Polen, zwei Österreicher und ein niederländischer Staatsbürger ums Leben. Ein amerikanisches Militärgericht sprach den Piloten und die Crew 1999 vom Vorwurf frei, fahrlässig zum Tiefflug im Skigebiet angesetzt zu haben. Die Piloten hatten fehlerhafte Instrumente und eine ungenaue Landkarte zu ihrer Verteidigung angeführt. Der Freispruch für den Piloten Richard Ashby ließ viele Fragen offen und konnte den Verdacht nicht aus der Welt schaffen, die Militärs hätten eine frivole Mutprobe im "Top-Gun"-Stil riskiert. Ein Video dürfte das Manöver dokumentiert haben. Es verschwand. Das trug Ashby einen zweiten Prozess ein wegen Behinderung der Justiz.Versuche von Angehörigen der belgischen Todesopfer, in den USA direkt Entschädigung einzufordern, waren am Dienstag beantwortet worden. Die Klage der fünf belgischen Familien wurde mit dem Hinweis abgewiesen, eine solche Zahlung verletze die Nato-Verträge und schaffe darüber hinaus einen Präzedenzfall. Das Gericht in North Carolina verwies die Parteien an Italien. Anwalt Torrence Armstrong will jedoch Berufung einlegen. "Die eigentliche Tragödie ist, dass die USA die Verantwortung für das Geschehene nicht akzeptieren", sagte der Anwalt. Er fordert mindestens sechs Millionen Dollar für jede Familie.Lothar Naumann, der Bürgermeister von Burgstädt bei Chemnitz, dem Heimatort der sieben deutschen Todesopfer, zeigte sich am Mittwoch überrascht von der Bekanntmachung der Entschädigungssumme. In den nächsten Tagen habe der Anwalt der betroffenen Familien mit der italienischen Seite über die Zahlungen verhandeln wollen, sagte er."Die eigentliche Tragödie ist, dass die USA die Verantwortung für das Geschehene nicht akzeptieren. " Anwalt Torrence Armstrong