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Berlins Prominenten-Wirt Heinz Holl ist tot. Er erlag Dienstag früh im Klinikum Westend im Alter von 77 Jahren einem Herzleiden. Bereits im Mai erlitt er einen Infarkt. Heinz Hall, der von Freunden und Bekannten meist "Heini" genannt wurde, führte in der Wilmersdorfer Damaschkestraße 26 ein Gaurmetrestaurant. Dort gehörten Politiker wie Richard von Weizsäcker, Hans-Dietrich Genscher und Eberhard Diepgen zu seinen Gästen, Prominente wie Harald Juhnke und Curd Jürgens zählte er zu seinen Freunden. Am kommenden Freitag wird Heini Holl um zehn Uhr im Kreise seiner Familie auf dem Jüdischen Friedhof an der Heerstraße beigesetzt.Am Dienstag blieb Holis sonst so belebtes Restaurant geschlossen. Lediglich ein Schild bat um Verständnis, "daß wegen einer Familienangelegenheit" kein Betrieb sei. Draußen auf der ausgehangten Speisekarte empfahl noch der Chef weißen Spangenspargel mit Sauce Hollondaise, drinnen lachte "Heini" von einem Plakat: "Ich bin ein Berliner."Der Wirt verköstigte nicht nur Prominente, sondern war selbst prominent. Das lag nicht nur daran, daß er ein "Voliblutberliner mit Herz und Schnauze" (Atze Brauner über Hall) war -- auch seine einzigartigen Kohlrauladen machten ihn berühmt. Deshalb werden die Rauladen auch weiterhin das Markenzeichen des Restaurants bleiben.Seine Frau Anne und sein Sohn Michael wollen sein Lebenswerk weiterführen wie bisher. Gestern war bereits die Mutter seiner dritten Frau Anita, nachmittags im Restaurant anzutreffen. Fünf Stunden bevor es um 19 Uhr wieder öffnen sollte, bereitete sie die Kohlrouladen mit den fünf Blatt Weißkohl und dem Hack vor: "Die Köche machen später den Rest", offenbarte Heinis dritte Schwiegermutter. Hier soll sich nichts ändern. Heini Hoi) hatte in der letzten Zeit schon länger nicht mehr aktiv mitarbeiten können, aber immer noch gesagt, wie es gemacht werden soll. Ob des Todes ihres Schwiegersohnes empfindet sie große Trauer: "Es ist für uns alle ein großer Verlust."In Berlin stand Holl jedoch nicht nur am Herd, sondern auch vor der Kamera. In 40 Filmen hat er mitgespielt und auch mal mit Jayne Mansfield einen heißen Boogie aufs Parkett gelegt. Auf der Theaterbühne stand er schon mit Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller. Er liebte sein Berlin und investierte seine gesamte Kraft in diese Stadt und in sein Restaurant. Er lebte gern in der Gegenwart. Nur über seine Vergangenheit sprach er kaum. Als Halbjude saß er im KZ Theresienstadt, seinen Bruder sah er nie wieder.Seinen Erfolg begründete er knapp: "Jede Kneipe ist so gut wie ihr Inhaber." akVielen wird er fehlen: Heinz Holl, einer der beliebtesten Berliner Kneipenwirte, hier mit Gattin auf einer Museums-Party. Foto: Kesten