Initiatoren wollen bis morgen 2 700 Beitrittserklärungen beisammen haben / Parteirechte protestieren gegen Masseneintritt: Studenten-Aktion: "Wir schaffen die FDP-Übernahme"

Im Aktionsbüro "Absolute Mehrheit" herrschte gestern zuversichtliche Stimmung. "Wir schaffen die FDP-Übernahme", sagte Enrico Rudolph, einer der Initiatoren. Bis zum Semesterende am Mittwoch hat sich die Studenten-Initiative vorgenommen, 3 000 Betrittserklärungen zu sammeln, um dann gemeinsam in die Berliner FDP einzutreten und die absolute Mehrheit zu übernehmen. Die Idee war während der Studentendemonstrationen geboren worden. Es sei einfacher, eine bestehende Partei zu übernehmen und damit politisch Druck zu machen, als eine neue Partei zu gründen, so die Begründung der Aktion. Bis Sonnabend seien 2 400 Erklärungen zusammengekommen, sagte Rudolph. 2 700 Aufnahmeanträge würden nun reichen, weil die FDP durch den Austritt einiger rechten Mitglieder verloren habe. Rudolph: "Die schaffen wir." Gestern, beim letzten Rückmeldetermin der Studenten für das nächste Semester, hat das Aktionsteam vor jedem der drei Uni-Hauptgebäude einen Infostand aufgebaut. Das Interesse sei sehr groß gewesen, sagte Initiator Rudolph.Derweil sorgt bei der FDP ein offener Brief der Parteirechten für Verstimmung. Sie werfen den Organisatoren der Übernahmeaktion eine zweifelhafte demokratische Gesinnung vor. Der Grund: Die Studenten seien einer Einladung zu einer offenen FDP-Vorstandssitzung in der Technischen Universität nicht gefolgt, weil sie mit FDP-Vertretern keine Gespräche führen wollten, solange sie die absolute Mehrheit nicht hätten. Wer so vorgehe, "der hat von der Demokratie etwas ganz Entscheidendes nicht begriffen", heißt es in dem Brief, der unter anderem vom neuen stellvertretenden Parteivorsitzenden Axel Hahn unterzeichnet worden ist. Die Briefautoren sind sich sicher, daß die FDP die Studenten nicht aufnehmen wird. Rudolph nannte den Brief anmaßend und empörend. Von der Vorstandssitzung habe man sehr spät erfahren, außerdem tagte zu gleichen Zeit das Projektteam. Auch der FDP-Landesvorsitzende Martin Matz soll über den Brief "stocksauer" sein. "Über die Aufnahme in die FDP entscheiden Ortsvorstände und nicht offene Briefe", sagte er gestern. Die FDP müsse verantwortungsbewußt damit umgehen, daß Menschen genau das tun, wozu sie von Politikern immer aufgefordert werden sich politisch engagieren. Jeder Antrag werde individuell betrachtet. Niemand könne Aufnahmeanträge beurteilen, die noch gar nicht gestellt seien.