Die Nachricht klingt wundervoll: Berlin ist bei der Inklusion, also dem gemeinsamen Unterricht für Behinderte und Nichtbehinderte, weiter als andere Bundesländer. Brandenburg konnte die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die in ganz normale Schulen integriert sind, deutlich steigern. Doch bei aller Anerkennung für das Erreichte darf nicht außer Acht gelassen werden: Die Stadtstaaten Bremen und Hamburg stehen besser da als Berlin. Und auch in Brandenburg gibt es – wie überall sonst in der Republik – das Problem, dass Inklusion an den Grundschulen besser gelingt als an weiterführenden Schulen.
Erstens ist es skandalös, wenn die Chancen eines Schülers auf Inklusion davon abhängen, wo er lebt. Zweitens müssen sich aber auch die Verantwortlichen in den Ländern, die von der Zahl der integrierten Schüler her vergleichsweise gut dastehen, fragen lassen, ob sie die nötigen Mittel bereitstellen. Können sich Schüler in Rollstühlen in den Gebäuden wirklich gut bewegen? Und vor allem: Gibt es genug Lehrer, Sozialarbeiter und andere Helfer, um die Vision vom gemeinsamen Lernen in eine gelungene Schulwirklichkeit zu übersetzen?
Inklusion ist mehr als nur eine Zahl, sie braucht Qualität. Ohne diese kann das Vorhaben weder die Köpfe noch die Herzen der Lehrer, Schüler und Eltern gewinnen, die neue Mitschüler willkommen heißen sollen. Nicht nur an der Grundschule.