Insolvenzverfahren beendet / Anteile der Mitglieder vorerst ohne Wert: Konsum Berlin kann neu starten

BERLIN. Die in der Immobilienbewirtschaftung tätige Konsumgenossenschaft Berlin und Umgegend eG wird fortgeführt. Das beschloss die Vertreterversammlung der Genossenschaft am Mittwochabend nach Aufhebung des Insolvenzverfahrens. Danach kann das Unternehmen nach der nunmehr als abgeschlossen geltenden Sanierung ab sofort wieder eigenständig arbeiten.Infolge hoher Bankverbindlichkeiten hatte die Konsumgenossenschaft, an der knapp 110 000 Berliner beteiligt sind, 2004 Insolvenz anmelden müssen. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens musste die Genossenschaft Teile ihres Immobilienbestandes veräußern. Auch die Einlagen der Mitglieder von insgesamt 57 Millionen Euro wurden zur Rettung des Unternehmens verbraucht, so dass der Wert der Genossenschaftsanteile derzeit bei Null liegt. Erst auf dieser Basis waren die Gläubigerbanken zu einem Verzicht auf einen Teil ihrer Forderungen zu gewinnen.Noch 66 Millionen Euro SchuldenAktuell bewirtschaftet die Genossenschaft, die künftig auf Engagements bei der Projektentwicklung von Immobilien verzichtet und sich stattdessen auf die Grundstücksverwaltung konzentriert, noch 43 Immobilienobjekte. Diese Objekte stehen mit einem Wert von insgesamt 82 Millionen Euro in den Büchern. Nach der Umschuldung sind die Objekte mit Darlehen einer Hypothekenbank in Höhe von 60 Millionen Euro belastet. Zudem hat die Genossenschaft weitere Darlehen der "Real"-Einzelhandelsgruppe in Höhe von 6,8 Millionen Euro in Anspruch genommen.Aus den Mieteinnahmen von derzeit 6,9 Millionen Euro pro Jahr müssen diese Darlehen bedient, die Instandhaltung der Gebäude finanziert sowie die laufenden Kosten der Genossenschaft mit ihren derzeit neun fest angestellten Mitarbeitern abgedeckt werden. Die Überschüsse fließen in die Rücklage des Unternehmens. Nach Beschluss der Vertreterversammlung bleiben diese Überschüsse in den nächsten Jahren komplett im Unternehmen. Ausschüttungen an die Mitglieder sind nach diesem Beschluss frühestens im Jahr 2012 wieder möglich.Aus Sicht des Insolvenzverwalters Wolfgang Schröder geht der Konsum Berlin "gestärkt aus dem Insolvenzverfahren hervor". Es existiere nunmehr "eine gute Grundlage" für eine künftig "solide Geschäftstätigkeit" des Unternehmens. Auf diesem Weg könnten auch die derzeit auf Null geschriebenen Genossenschaftsanteile wieder werthaltig werden."Mit dem Ende der Insolvenz ist der erste Schritt für einen Neuanfang in der Genossenschaft getan, doch noch liegt weiterhin eine Menge Arbeit vor uns", betonte der Aufsichtsratsvorsitzende der Konsumgenossenschaft, Matthias Schindler. Allen Beteiligten werde noch viel Einsatz und Engagement abverlangt. Dabei werde das Aufsichtsgremium insbesondere die weitere wirtschaftliche Stabilisierung der Genossenschaft sowie die Berücksichtigung der Mitglieder-Interessen im Auge behalten.Eine Änderung gibt es in der Geschäftsführung der Genossenschaft. Danach übernimmt Annegret Rohwedder auf ehrenamtlicher Basis die bisher im Vorstand von der langjährigen Geschäftsführerin Hannelore Winter wahrgenommenen Aufgaben. Hannelore Winter hatte aus persönlichen Gründen ihren Rücktritt erklärt, wird aber für die Mitgliederbetreuung des Konsums weiter zur Verfügung stehen. Weiterhin im Amt bleibt die bisherige Geschäftsführerin Heiderose Reimer.------------------------------Keine AusschüttungOffiziell sind bei der Konsumgenossenschaft Berlin und Umgegend eG knapp 190 000 Mitglieder verzeichnet. Tatsächlich aber dürfte es nur noch knapp 110 000 Mitglieder geben. Das Mitgliederverzeichnis soll in den nächsten Wochen bereinigt und auf den tatsächlichen Stand gebracht werden.Die Einlagen der Mitglieder, die sich bis zur Einleitung des Insolvenzverfahrens auf 57 Millionen Euro beliefen, wurden bei der Sanierung verbraucht. Damit sind Ausschüttungen an die Mitglieder nur auf der Basis künftiger Erträge möglich. Auf Beschluss der Vertreterversammlung kommen solche Zahlungen frühestens ab 2012 in Betracht.------------------------------Foto: Am Sitz der Konsumgenossenschaft in Berlin-Lichtenberg sieht man wieder besseren Zeiten entgegen.