Islamisten-Prozess in Düsseldorf: Mit „Allahu Akbar“-Rufen in den Gerichtssaal
Düsseldorf - Mit einem lauten „Allahu Akbar“ – Gott ist groß – betritt Marco G. den speziell für Terrorismus-Verfahren gesicherten Saal des Düsseldorfer Oberlandesgerichts. Als strenggläubiger Muslim erkenne G. das Gericht und die Gesetze, auf die es sich stütze, nicht an, hat einer seiner Bekannten vor Prozessbeginn berichtet. An diesem Montag aber muss der 27-Jährige sich hinter der Panzerglasscheibe zumindest anhören, wie Bundesanwalt Horst Salzmann die Vorwürfe gegen ihn und seine drei Mitangeklagten darlegt. Es geht um die Bildung einer inländischen Terrorvereinigung, Verabredung zum Mord und einen Verstoß gegen das Waffengesetz.
G. soll nach den Erkenntnissen der Ermittler in seiner Bonner Wohnung eine Rohrbombe gebaut haben mit dem Ziel, viele Menschen zu töten. Am 10. Dezember 2012 habe er den in einer Sporttasche versteckten Sprengsatz auf Gleis 1 des Bonner Hauptbahnhofs platziert. Eine Explosion gab es allerdings nicht. Warum nicht, das ist nicht unerheblich für das spätere Strafmaß. Hat G., der die Bombe allein gebaut haben soll, Fehler beim Zusammensetzen begangen? Oder war der Sprengsatz nur eine Attrappe, wie es die Verteidigung darstellt? Ein Zünder wurde jedenfalls nicht gefunden, nachdem die Bombenentschärfer der Bundespolizei die Rohrbombe mit einem Wasserstrahl unschädlich gemacht hatten.
Komplott gegen Pro NRW
Festgenommen wurde der Salafist G. gemeinsam mit seinen drei Mitangeklagten Enea B. (44), Koray D. (25) und Tayfun S. (24) im März 2013 in einem ganz anderen Zusammenhang. Die vier Männer hätten geplant, führende Mitglieder der rechtspopulistischen Partei Pro-NRW zu töten, nachdem die Rechtspopulisten im Landtagswahlkampf vor Moscheen mit Mohammed-Karikaturen aufgezogen waren, heißt es in der Anklage. Erstes Opfer ihres Mordkomplotts sollte der Leverkusener Pro-NRW-Chef Markus Beisicht sein. Die Vier hätten sich dafür zwei Waffen besorgt, eine Beretta und eine Ceska. Die Schüsse auf Beisicht sollte demnach Enea B. abgeben, ein in einer albanischen Eliteeinheit ausgebildeter Ex-Polizist, der am Montag im Gerichtssaal wie G. mit langem Bart und nach hinten zusammengebundenem Kopftuch erscheint.
Die Verbindung der Gruppe zum Bonner Anschlagsversuch entdeckte die Polizei erst, als sie nach der Festnahme der Vier auch G.s Wohnung durchsuchte und dort auf Sprengstoff stieß. An Teilen der Bonner Bombe wurden zudem DNA seiner Frau und seines damals dreijährigen Sohnes entdeckt – aus Sicht der Bundesanwälte der entscheidende Beweis für G.s Verbindung zum Sprengsatz auf Gleis 1.