Keine Ehre für den Butoh-Tanz: Anzu Furukawa mit "Goya": Traurige Wiedergänger

In den achtziger und frühen neunziger Jahren feierte der Butoh-Tanz, vielfach zum "authentischen modern dance Japans" erklärt, in Europa und den USA seine größten Erfolge. Die Verwandlung des 70-jährigen Kazuo Ohnos in die spanische Tänzerin La Argentina die er Ende der zwanziger Jahre als Jugendlicher in Tokio gesehen hatte und deren Bild ihn nie wieder losließ gilt bis heute als legendär. Es war diese völlige Verwandlung von innen heraus, diese für westliche Zuschauer geradezu geisterhaft anmutende Aufgabe der eigenen Person, die dem Geschehen auf der Bühne eine besondere Aura verlieh. Der moderne Tanz im Westen wurde vom Butoh so nachhaltig beeinflußt, daß er schließlich im Westen viel erfolgreicher war als in Japan selbst. Inzwischen hat er eine neue Gestalt angenommen. Die weiß geschminkten, maskenhaft verzerrten Gesichter und Körper, wie sie überall zu bewundern waren, sind heute weitgehend von den Bühnen verschwunden. Im Loplop, einem kleinen Spielclub in der Rosenthalerstraße, tauchen sie jetzt noch einmal auf. Dort hat Anzu Furukawa "Goya" inszeniert ein Stück, das trotz des Titels in keinem erkennbaren Zusammenhang mit dem spanischen Maler steht.Anzu Furukawa gehörte in den achtziger Jahren neben Carlotta Ikeda und Ushio Amagatsu zu den erfolgreichsten Butho-Tänzern in Europa. 1991 erhielt sie für fünf Jahre einen Lehrstuhl für Performing Arts an der Hochschule in Braunschweig. Seitdem scheint für sie die Zeit stillzustehen. Im Loplop jedenfalls meint man Studenten, bei Improvisationsübungen zuzuschauen, wie sie vielleicht vor zehn Jahren üblich waren. Statt einer Verwandlung von innen heraus sieht man alberne Clownerie Furukawas Butoh hat sich in einen billigen Abklatsch, als trauriger Wiedergänger seiner selbst verwandelt.Goya Sonnabend und Sonntag, 20 Uhr im Loplop, Rosenthaler Str. 13