Kleine Lektion: "Une papinade" VON MICHAEL JAHN

Zum ganz großen Star hatte er es einst beim FC Bayern München nicht gebracht: der französische Angreifer Jean-Pierre Papin (34). Ob es mehr an seinen häufig lädierten Knien oder an den fehlenden Deutsch-Kenntnissen lag, soll hier nicht ergründet werden. Papins sportlicher Abstieg hielt an. Er wechselte jetzt vom Erstligisten Girondins Bordeaux zum Absteiger Guingamp. Zeitgleich erfolgt in diesen WM-Tagen sein ganz spezieller Aufstieg. Papin taucht als geflügeltes Wort in einem kleinen französischen Sprachführer auf, herausgegeben zur Orientierungshilfe für WM-Teilnehmer aller Couleur (auch für deutsche Nationalspieler) von der Nachrichtenagentur AFP."Une papinade", ein klangvoller Begriff, wenn ihn ein Franzose mit Charme formuliert, soll heißen: ein Tor aus unmöglicher Position erzielen. Etwa vom Mittelkreis aus oder gar von der Eckfahne. So wie es dem kleinen Jean-Pierre einst gelang. Nun stattete der zur Perfektion neigende Deutsche Fußball-Bund (DFB) gerade seine besten 22 Kicker mit dem guten alten Langenscheidt-Wörterbuch aus. Ob man dort allerdings Spezialbegriffe wie im "Papinschen Lexikon" findet, ist zu bezweifeln. "L arbitre est nul" (der Schiedsrichter ist eine Niete) oder "Le terrain est un champ de patates" (der Platz ist ein Kartoffelacker) stehen nicht im Langenscheidt. Bierhoff oder Kirsten sollten nicht zu viel darin schmökern und sich lieber aufs Wesentliche konzentrieren: "Une papinade!"