Kleines Gedenkblatt für Klaus Beuchler: Feuilletonist und Erzähler

Einmal, Mitte der 60er Jahre, entwarf er in kleiner Runde seine eigene Zeitschrift. Ein dickes, buntes, ansehnliches Blatt sollte es sein, mit richtigen Reportagen ohne Scheuklappen, mit Artikeln, die nicht gleich an Langeweile sterben, News und ein bißchen Klatsch, alles lesbar, frisch, intelligent und fern von jenem öden Einheitsgrau, dem sich die Presse in der DDR ergeben hatte. Eine Mischung aus "Spiegel", "Stern" und "Konkret" schwebte ihm vor, und je mehr Klaus Beuchler ins Spinnen kam, Themen aus dem Ärmel schüttelte, mit Namen jonglierte, um so heftiger zirkulierte sein Journalistenblut.Der da redete, war einer vom Fach. Der hatte sich seine Sporen schon jung in Zeitungsredaktionen verdient, erst in Halle, dann als Reporter und Feuilletonist in Berlin. Er war später Rundfunkkorrespondent in Genf und hatte gelernt, wie es gemacht wird. Bloß daß man's nicht wie gewünscht machen konnte, störte ihn immer mehr. Weil ihm klar war, daß "seine" Zeitschrift in der DDR eine Utopie bleiben würde, zog er sich zurück und schrieb Bücher.Am erfolgreichsten war er, wenn er für Kinder erzählte. Und er hatte Humor. In seinen Geschichten ging's locker, heiter und auch phantastisch zu, und außerdem hatten die jungen Leute, wenn sie auf der letzten Seite angelangt waren, noch etwas gelernt. Die Kinder mochten ihn, und wenn er von Lesungen kam, war er meist ein rundum zufriedener Mensch. Fast dreißig Bücher waren's am Ende. Von den meisten weiß vielleicht nur noch das gute alte Schriftstellerlexikon und manche Bibliothek. Vergessen, verramscht, aussortiert, was einmal war: "Die Sache mit Fliegenschnepper", "Huckleberrys letzter Sommer", "Quart" und "Jan Oppen", von den frühen Arbeiten ganz zu schweigen. Er hat es, zum Jammern weiß Gott nicht geschaffen, mit Fassung getragen und sich nach einiger Balgerei mit dem Kinderbuchverlag von weiteren Projekten kurzerhand verabschiedet. Hat erneut die Ärmel hochgekrempelt und ist, auch wenn's nun schwerer fiel, losgestiefelt wie einst, als seine ganze Leidenschaft dem Journalismus galt. Die Texte, die er schrieb, darunter eine Serie über Brandenburgs Schlösser, standen in dieser Zeitung. Für die kurze Zeit, die ihm noch blieb, war sie ein heimischer Ort. Kommenden Sonntag wäre Klaus Beuchler, der vor drei Jahren im Rhinluch begraben wurde, siebzig geworden. +++