Knut Henne: Finanzminister war frühzeitig informiert: BBF-Aufseher im Zwielicht

Schwarzer Tag für die Aufsichtsräte der Flughafen-Holding BBF: Offenkundig haben sie über die Grundstücksspekulationen im Schönefelder Baufeld Ost mehr gewußt als bislang bekannt.Ausgerechnet in der 13. Sitzung des Untersuchungsausschusses zur Aufklärung der Grundstücksaffäre, die in der BBF-Bilanz mit einem dreistelligen Millionen-Minus zu Buche schlägt, geriet die Verteidigungsstrategie der Unternehmensaufseher ins Wanken. Mit minutiös aufbereiteten Informationen aus seinen Terminkalendern der Jahre 91-93 belegte Ex-BBF-Geschäftsführer Knut Henne, daß er in allen wichtigen Belangen die Aufsichtsratsspitzen vorab informiert hatte. Demgegenüber hatten Ex-Aufsichtsratschef Hirche (FDP), Brandenburgs Finanzminister Kühbacher (SPD), Ex-Lufthansa-Chef Ruhnau, aber auch Verkehrssenator Haase und Senatskanzleichef Kähne (beide CDU) stets behauptet, unzureichend unterrichtet worden zu sein.Insbesondere Ruhnau und Kühbacher stehen nach der gestrigen Henne-Aussage im Zwielicht: Bereits im Dezember 1991 sollen beide Druck gemacht haben, einen scheinbar begrenzten Kaufauftrag als uneingeschränkte Generalvollmacht für die mit den Aufkäufen betraute Brandenburger Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) zu interpretieren. Die verhandelte denn auch schon 1991 mit den beteiligten Banken über einen 600-Millionen-Kredit. Der war nur gegen Bürgschaft zu haben. Die jedoch - so LEG-Geschäftsführer Pause gestern - wurde vom Kühbacher-Ministerium verweigert: Die BBF solle selbst ins Risiko gehen. Was die auch wollte, wenn auch zunächst nur mit dem ihr bis dahin bekannten Betrag von 200 Millionen. Noch am 29. Juni 1992, als Kühbacher Unterzeichnung der 600-Millionen-Kreditvereinbarung zwischen dem Bankenkonsortium und der LEG beiwohnte, will der Finanzminister nichts vom Ausmaß der Katastrophe gewußt haben. Laut Henne ausgemachter Unfug. Ein gewichtiges Indiz für Hennes Version: Zeitgleich mit der am 4. September 1992 schließlich doch gewährten 600-Millionen-Bürgschaft verlängerten die BBF-Aufseher seinen Geschäftsführervertrag.