Kommentar: Jedermann ist Sünder

Oft jammern Autofahrer und -hersteller und deren Lobbyisten zu Unrecht. In einem haben sie aber recht: Für die wachsende Feinstaub-Belastung gelten Autos wirklich zu Unrecht als Sündenböcke.

Seit neun Jahren sind die EU-Grenzwerte in Kraft, weil der Staub-Anteil in der Luft schädlich für Lunge und Kreislauf ist. Seit 2008 sollen die Grenzwerte in Deutschland eingehalten werden, indem die Städte „Umweltzonen“ einrichten, in die nur abgasarme Pkw dürfen. Trotzdem sind die Feinstaub-Werte für die ersten Monate von 2014, die das Umweltbundesamt nun vorgelegt hat, nicht besser geworden. Schon jetzt können die Grenzwerte für dieses Jahr vielerorts nicht mehr eingehalten werden.

Das heißt nicht, dass die Umweltzonen ein Irrtum waren. Ohne sie wäre die Belastung noch schlimmer. Es heißt aber, dass es nicht reicht, sich auf Autos zu kaprizieren. Feinstaub kommt auch aus Kohlekraftwerken und privaten Kaminen, die beide wieder in Mode sind. Baumaschinen ohne Rußfilter rattern auch in der Umweltzone, Büros tragen durch Kopierer und Drucker bei; selbst wenn Felder mit Gülle gedüngt werden, entsteht Feinstaub. Reguliert wird das dennoch nicht. Eine Umweltzone macht also noch kein Programm gegen Feinstaub. Die Politik darf das Thema nicht den Städten überlassen; sie muss einen bundesweiten Masterplan erarbeiten. Aber wenn er wirken soll, muss er uns alle einschränken.