Kommentar: Joschka, der Unerhörte
Aus dem Wahlkampf hat Joschka Fischer sich herausgehalten. Das hatte mit Personen zu tun. Genauer gesagt: Mit Jürgen Trittin. Von dem Fraktionsvorsitzenden und Spitzenkandidaten, der in seine Fußstapfen als (un)heimlicher Vorsitzender der Grünen getreten ist, hat er nie wirklich viel gehalten. Aber da waren auch die Inhalte. „Der Jürgen“ hat die Partei auf Linkskurs getrimmt. „Der Joschka“ wollte sie dort positioniert sehen, wo er sie mühsam hingeführt hat: in der Mitte. Der eine hat sich innerparteilich durchgesetzt und von den Wählern die Quittung bekommen in Gestalt eines miserablen Wahlergebnisses. Der andere hat also recht behalten.
Er könnte nun seinen Triumph still genießen. Den Groll vor der Wahl hat er ja auch für sich behalten. Aber das mag er nicht, Joschka, der Unerhörte. Also tut er, was im Fußball als eine besonders üble Art von Foul gilt. Er tritt nach. Nicht nur einmal, sondern mehrfach. Neuerdings warnt er seine Partei vor dem Schicksal der FDP. Ein Vergleich mit der unbeliebtesten Partei der Republik – das ist aktuell wohl das Schlimmste, was man einem politischen Gegner nachsagen kann.
Vielleicht hätten die Grünen sogar etwas von dem Ratschlag, wäre er denn originell. Ist er aber nicht. Kein Kommentator, der Fischers Weisheit nicht vor ihm verbreitet hätte. Und die Partei ist gerade dabei, sich auf den Weg zurück in die Mitte zu machen. Fast ohne Trittin. Aber ganz ohne Fischer.