Kommentar: Merkels Frust mit Putin

Wenn es Angela Merkel nicht dereinst in ihren Memoiren preisgibt, werden wir wohl kaum im Detail erfahren, was sie unlängst in Mailand und jetzt in Australien stundenlang mit Wladimir Putin erörtert hat. Zählbares, etwas, das den Konflikt entspannen könnte, kam dabei jedenfalls nicht heraus. Dafür verstärken diese Gespräche mit Putin offenkundig jedes Mal den Frust der Kanzlerin. Dem hat sie nun in Australien auf deutliche Weise Luft gemacht.

Wenn Merkel warnt, dass Putin der Sinn auch nach einer Destabilisierung der Republik Moldau, Georgiens, Serbiens oder des gesamten Westbalkans stehen könnte, ist das mehr als eine Mutmaßung. Dann kann man davon ausgehen, dass die Gefahr einer solchen Weiterung auch in ihrer Unterredung mit Putin eine Rolle spielte.

Der russische Präsident stelle die bestehende europäische Ordnung in Frage, warnt Merkel. Das lässt sich kaum bestreiten. Von diesem Punkt gibt es – nur – zwei Wege. Man kann das Bestehende tatsächlich schlecht und eine Putinsche Neuordnung gut finden. Dann ist es logisch, ihn einfach gewährenzulassen – und vielleicht zu hoffen, dass es einen selbst am Ende ja gar nicht betrifft. Oder man findet die Vorstellungen des russischen Präsidenten anmaßend und gefährlich. Dann muss man sich ihnen entgegenstellen. Mit Gesprächen – und mit Sanktionen, so lange Gespräche nur zu neuen Frustrationen führen.