Kommentar zu AfD-Spitzenkandidat Georg Pazderski in der rbb-Elefantenrunde zur Berlin-Wahl
Der britische Dichter Aldous Huxley schrieb 1954 einen Essay über seine Erfahrungen mit der bewusstseinserweiternden Droge Meskalin. „Doors of perception“, heißt das Buch auf Englisch („Pforten der Wahrnehmung“). Jim Morrisson soll danach seine Band The Doors benannt haben. Man weiß nicht, ob der AfD-Spitzenkandidat Georg Padzerski Doors-Fan ist, laut RBB steht er auf Rihanna.
In der Fernsehrunde der Spitzenkandidaten am Mittwochabend gab sich Pazderski zunächst seriös, der klassische Trick eines Illusionskünstlers, der davon lebt, dass das Publikum ihn unterschätzt.
Vom Bundeswehr-Opa zum Spät-Hippie
Pazderski ist 64 Jahre alt, war Oberst der Bundeswehr, hat zwei Enkelkinder, informierte ein Steckbrief. Sein Verwandlungstrick begann in der 53. Minute, als es um innere Sicherheit und Ausländerkriminalität geht. Da verzauberte sich der brave Bundeswehr-Opa in einen Spät-Hippie, der nachts zu lange in Huxleys Meskalin-Klassiker geblättert oder zu viele Wiederholungen von The Matrix geguckt hat.
Laut Statistik begehen Ausländer häufiger als Deutsche Straftaten, aber der Unterschied ist relativ gering. Als der RBB-Moderator Pazderski darauf ansprach, und fragte, warum die AfD nie sage, dass die Mehrheit der Ausländer anständig lebe, sagte der Politiker, dass es nicht nur um die Statistik gehe, sondern auch um das Empfinden des Volkes. Wenn man ihm zuhörte, konnte man den Eindruck bekommen, dass Berlin ein apokalyptischer Moloch in der Hand arabischer Clans und afrikanischer Dealer sei, in dem sich niemand mehr abends auf die Straße traute. Dann sagte er den Satz, dass es im Englischen den Spruch gebe: „Perception is reality“ und übersetzte ihn auch gleich: „Das, was man fühlt, ist auch Realität.“ Aha.
Eine eigene Welt
Es ist ein Satz, den wohl auch Neo aus The Matrix gut hätte sagen können. Ist das, was wir erleben, real oder bilden wir uns alles nur ein? Das ist eine interessante Frage, und zweifellos sieht die Welt mit einer Prise Meskalin noch mal anders aus. Wobei niemand nahelegen möchte, dass Pazderski Erfahrung mit Drogen hat.
In seiner Welt sieht es so aus, dass Deutschland in Strömen von „unkontrollierter Zuwanderung“ untergeht. Er will die Flüchtlinge, die ins Land kommen, ausbilden, aber doch nicht integrieren. Deutschkurse? Wohnung? Soweit kommt’s noch. Es war am Mittwoch einer der seltenen bewusstseinserweiternden Momente, in dem man einen neuen Blick auf den netten Herrn Pazderski gewann. Derzeit kommen pro Woche etwa 30 Flüchtlinge nach Berlin. Aber das ist leider nur ein Fakt.