Kommentar zu Juan Carlos: Nur der König dankt ab

Vom Ende her betrachtet ist die Abdankung des spanischen Königs Juan Carlos eine traurige Geschichte. Ein von privaten und politischen Skandalen sowie von Krankheit geplagter Mann hat zuletzt nur noch bedingt die Kraft gefunden, das hohe Staatsamt mit der ihm angemessenen Würde auszufüllen. 39 Jahre sind eine lange Zeit für einen Regenten, Repräsentieren ist auch Arbeit.

Die Frage, welche Rolle Juan Carlos in der spanischen Geschichte zugeschrieben werden kann, wird nun vor allem von Historikern beantwortet werden, die dabei weit zurückgehen müssen in der Geschichte eines Landes, das über mehrere Jahre in einen blutigen Bürgerkrieg verstrickt war. Für den wechselvollen Weg Spaniens aus der Franco-Diktatur in eine europäische Demokratie ist Juan Carlos eine herausragende Schlüsselfigur, wie umstritten das Bild des Königs heute auch erscheinen mag.

Darüber hinaus lässt sich an der Geschichte Juan Carlos’ studieren, wie weit die politische Integration Europas fortgeschritten ist, in deren Verlauf mehrere Diktaturen überwunden und Putschversuche vereitelt wurden. Daran ist vor allem auch zu erinnern in einer Zeit, in der immer mehr Europäer geneigt sind, das demokratische Bündnis für kleinmütige Nationalismen aufs Spiel zu setzen. Juan Carlos dankt ab als spanischer König, aber nicht als frühe Kraft einer europäischen Modernisierung.