Kommentar zu Kerry: Deutsch-amerikanische Rituale

In den deutsch-amerikanischen Beziehungen kriselt es seit dem Ende des Kalten Kriegs immer mal wieder. Beide Partner verfolgen bisweilen recht unterschiedliche Ziele. Also streiten sie über deutsche Sparpolitik und amerikanische Schulden, Klimaschutz und Gentechnik, militärische Interventionen und wirtschaftliche Sanktionen. Und versichern sich dennoch stets ihrer unverbrüchlichen Verbundenheit.

Dieses Ritual beherrschen besonders US-Außenminister John Kerry und sein deutsches Pendant Frank-Walter Steinmeier bis zur Vollendung. Da mögen die Wogen noch so hoch schlagen hinter den Kulissen, vor den Kameras lächeln sie alle Probleme energisch weg. Steinmeier lobt überschwänglich den US-Einsatz gegen die Terrormiliz IS und Kerry die deutsche Ukraine-Politik.

Keine Rede mehr vom NSA-Skandal oder der Kooperation des BND mit amerikanischen Diensten – für die einst auch der damalige Kanzleramtschef Steinmeier zuständig gewesen ist. Die USA verweigern sich einfach der Aufklärung, und die Bundesregierung akzeptiert, dass sie auf Informationen der US-Geheimdienste, zumal in Krisenzeiten, angewiesen ist. So ist das eben. Deutschland und die USA lösen ihre Beziehungskrise daher so, wie es das Ehepaar am Ende von Woody Allens Film „Husbands and Wives“ empfiehlt: Wenn du Probleme hast, kehre sie einfach unter den Teppich.