Kommentar zu Kurden und IS: Eine Bedrohung auch für die Türkei
Dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama ist offenbar der Geduldsfaden gerissen. Nachdem Verhandlungen mit Ankara über die Nutzung türkischer Stützpunkte im Kampf gegen die IS-Terrormiliz kein Ergebnis brachten, nehmen die USA die Dinge nun selbst in die Hand. Sie liefern den Kurden in Kobane gegen alle Bedenken aus Ankara die dringend benötigten Waffen. Das war überfällig, denn die belagerte Stadt ist längst zum globalen Symbol der Freiheit gegen die Barbarei geworden.
Für die türkischen Machthaber aber ist der amerikanische Kraftakt die zweite Schmach, nachdem ihr Land vorige Woche nicht in den UN-Sicherheitsrat gewählt wurde. Die Jahrhundertchance zur Versöhnung mit den Kurden ist so gut wie vergeben, weil Präsident Erdogan und Premier Davutoglu keinen Handschlag für die Verteidiger Kobanes tun wollten und sie sogar mit den IS-Mörderbanden gleichsetzten. Lieber riskieren sie eine neue Welle der Gewalt und die Isolierung in der Nato, als zu hart gegen die Islamisten aufzutreten.
Dabei kontrollieren diese inzwischen fast 300 Kilometer der syrisch-türkischen Grenze und haben längst Zellen in der Türkei gebildet. Die Regierung in Ankara aber tut so, als ginge sie das nichts an und nötigt sich mühsam Schritte ab, um den Anschluss an ihre Verbündeten nicht zu verlieren. Das ist zu wenig und sehr riskant. Über kurz oder lang bedroht der IS nämlich auch die Türkei.