Kommentar zu Poroschenko: Erinnerung an das Gemeinsame

Frankreichs Staatspräsident Hollande hat den neu gewählten ukrainischen Präsidenten Poroschenko eingeladen, an den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des D-Day, der alliierten Landung in der Normandie teilzunehmen. Es war ein Vorschlag des deutschen OSZE-Sondergesandten, Wolfgang Ischinger. Kaum sind die Deutschen das zweite Mal an die französische Kanalküste geladen – nach Gerhard Schröder 2004 wird nun Angela Merkel teilnehmen – wollen sie auch schon die Gästeliste diktieren, könnte man meinen.

Es wäre nur dumm, das zu meinen. Ischingers Vorschlag ist klug, geradezu bauernschlau. Kein Beteiligter würde diese Geste missverstehen können. Für die Ukrainer wäre sie Anerkennung und Unterstützung gleichermaßen. Sie als Affront missdeuten zu wollen, wird sich der russische Präsident schon aus Gründen der Selbstachtung hüten müssen. Es ist eine Feier der Alliierten. Die UdSSR hatte Anteil an diesem Sieg, ebenso wie Großbritannien, die USA und Frankreich. Zur UdSSR aber gehörten auch die Ukrainer. Nur ist ihr Anteil am Sieg über Nazideutschland den wenigsten bekannt. Dass in diesem Krieg die Ukraine und Weißrussland neben Polen, den baltischen Staaten den höchsten Blutzoll entrichteten – kaum jemand hat in den vergangenen 70 Jahren daran erinnert. Könnte es einen besseren Rahmen geben, das nachzuholen, als ein Erinnern an den gemeinsamen Sieg?