Roland Jahn hat im vorigen Jahr ein Buch veröffentlicht. Es trägt den Titel „Wir Angepassten“ und verkauft sich gut. Das Buch beschäftigt sich mit der Anpassung in der DDR. Anpassung ist jedoch in jeder Gesellschaft ein Thema, zumal für Leute in führenden Positionen. Anstelle der Willkür herrscht häufig der Sachzwang.
Jahn hat in der ersten Hälfte seiner Amtszeit agiert wie einer, der Bäume ausreißen möchte. Es schien, als wolle er die Stasi-Unterlagenbehörde zu einer Bildungsinstanz profilieren, um sie so auf Dauer zu stellen – am deutlichsten sichtbar in dem in der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg geplanten „Campus für Demokratie“. Zuletzt wurde aus dem Helden des Aufbruchs ein Held des Rückzugs, der Veränderung propagiert. Der Ex-Dissident Jahn weiß: Wenn er sein Amt behalten will, muss er sich den politisch Verantwortlichen unterordnen. Aktuell deutet viel daraufhin, dass sie die Bereiche Bildung und Forschung ab 2019 aus der Behörde ausgliedern und die Akten ans Bundesarchiv andocken werden – in Form einer Stiftung, die Opfern zeigt: Das ist kein Schlussstrich.
Jahn hat seit seiner Amtsübernahme vor allem von der Wucht seiner Biografie und von seinem Enthusiasmus gelebt. Den Apparat hat er nur bedingt in den Griff bekommen. Dessen Erträge sind durchwachsen. Nun begibt sich der Behördenleiter mit dem oben und unten offenen Hemd in eine Art Varoufakis-Style. Er muss.