Kommentar zu Russland: Kalter Frieden

Ist es schlecht, dass Deutschland russisches Gas braucht? Wer Sanktionen für das richtige Mittel hält, um Wladimir Putin zu beeindrucken, wird sagen: Ja. Aber die deutsche Abhängigkeit hat ein russisches Gegenstück. Das Land braucht die Devisen-erlöse aus seinen Rohstoffverkäufen. Das konnte seine Konfliktbereitschaft bisher nicht ersticken. Stimmt. Aber es vermag, eine Eskalation einzudämmen.

Die Bundeskanzlerin, lange eine „Taube“, zeigt neuerdings Falkenkrallen. Ihr Vize hält davon nichts und widerspricht. Inzwischen musste Angela Merkel sich ein wenig korrigieren. Die Kanzlerin hatte sich etwas missverständlich ausgedrückt, als sie beim Besuch des kanadischen Premierministers Stephen Harper versprach, Berlin werde neu über seine Energiepolitik nachdenken. Kanada würde gern Europas Premiumlieferant. Inzwischen musste aber auch Merkel einräumen , dass es Jahrzehnte dauern kann, bis die nötigen Technologien entwickelt sind.

Gabriel erinnert daran, dass Russland selbst in den frostigsten Zeiten des Kalten Kriegs seine ökonomischen Verpflichtungen eingehalten hat. Das ist auch ein Hinweis an alle im Land, die einen neuen Kalten Krieg ausbrechen sehen oder ihn forcieren. Auch der war eine Form des Friedens. Deeskalation wäre besser. Denn den Frost zwischen dem Westen und Russland aufzutauen, hat zu lange gedauert.